Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
scharf
ahd. scar(p)f, altgermanisch (altnord. skarpr, engl. sharp), wurzelverwandt ⇑ "Schar", 1"scheren";1.1 von allem, was gut schneidet, Gegensatz "stumpf": scharff wie ein zweischneitig Schwert (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 5,4); auch
1.2 ›spitz‹, sine scharfen cla [›Klauen‹] (Iwein; L059 DWb), danach ›spitzwinklig‹, scharfe Ecken haben (L003 Johann Christoph Adelung 1777); übertragen scharfe Wendung, Biegung (L059 DWb), ebenso scharf nach links/ rechts abbiegen;
1.3 auf eine zerstörende, verletzende Wirkung bezogen scharf schiessen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), scharfe Munition, Gegensatz "blind", von Flüssigkeiten ›ätzend‹, eine scharfe Lauge (L003 Johann Christoph Adelung 1777), von Hunden ›bissig‹, umgangssprachlich übertragen scharfer Hund von einem ungerechten, strengen Vorgesetzten u.ä. (L337 WdG); übertragen auf den als verletzend empfundenen sprachlichen Ausdruck mit scharpffen worten… sagen (L200 Josua Maaler), scharpffe… red (ebenda), bei A180 Martin Luther ausgeführt jre Zungen [sind] scharffe schwerter (Psalm 57,5), von einer heftigen Auseinandersetzung es wurde von beiden Seiten scharf geschossen (L264 Daniel Sanders);
2 ⇓ "S216" auf die anderen Sinne übertragen zur Bezeichnung beißender Empfindungen,
2.1 bezogen auf Kälte Jch wil einen scharffen wind erwecken(A180 Martin Luther, Jeremia 51,1), scharpffer winter (L200 Josua Maaler);
2.2 auf den Geschmack, peizend und scharpf in dem mund (14. Jahrhundert; L059 DWb), scharfer Eßig (L308 Kaspar Stieler), von alkoholischen Getränken ›hochprozentig‹;
2.3 vom Klang ›schrill‹ scharfer Laut… Don (L169 Matthias Kramer), dagegen sprachwissenschaftlich ein scharfer Ton »der ungedehnte Ton« (L003 Johann Christoph Adelung 1777);
2.4 vom Geruch (L169 Matthias Kramer);
2.5 als Lichtempfindung ›grell‹, übertragen die Galeeren werden der Nation scharf in die Augen stechen (A222 Friedrich Schiller, Fiesko 2,15);
2.6 von gutem Sehvermögen das er alles scharff sehen kundte (A180 Martin Luther, Markus 8,25), auf optische Geräte übertragen drumb dörfens scharpfer brillen wol (Sachs; L059 DWb) und auf das Wahrzunehmende scharfe Umrisse (L264 Daniel Sanders), sich scharf abheben;
3 weiter abstrahiert, im Sinne von ›geistig lebendig, intelligent‹ Eins Scharpffen vn subtylen verstands (L200 Josua Maaler), auch für ›präzis‹ und ordnete scharf nach der richtschnur (Voß; L059 DWb), auch einen Begriff scharf fassen, eine scharfe Analyse, die Grenze scharf ziehen, scharf abgrenzen (L264 Daniel Sanders), scharf achthaben… urteilen (L169 Matthias Kramer), jmdn. scharf ansehen (ebenda);
4 als Intensivum gedeutet,
4.1 im Sinne von ›streng‹, scharfer Befehl (L308 Kaspar Stieler) wie auch scharfe Aufsicht (L308 Kaspar Stieler), ein scharfer Lehrmeister (L169 Matthias Kramer); dann auch
4.2 ›heftig; sehr‹, es geht im Kriege scharf her (L305 Christoph Ernst Steinbach), scharf hinter einem her seyn (ebenda), scharf geröstet (L264 Daniel Sanders), scharf braten, backen, auf die mündliche Auseinandersetzung bezogen scharfe Kontroverse, scharf protestieren, im Sinne von ›schnell‹ scharfer galopp, scharf reiten (L059 DWb), im Sport scharfe Bälle; neu
4.3 ›sexuell erregend‹, eine scharfe Blondine, besonders in der Verbindung scharf sein auf jmdn. , Ich kann nur jedem sagen, der auf ein Mädchen oder eine Frau scharf ist, der muß sie loben (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 120), auch allgemeiner scharf auf Karriere, Geld.
Scharfmacher (1899 Scharfmachertum; L181 Otto Ladendorf), politisches ⇓ "S192" Schlagwort, ›jmd. , der eine härtere Gangart (ursprünglich gegen die Arbeiterorganisationen) empfiehlt‹;
Scharfrichter ⇓ "S150" mittelniederdt. (1312) scarperichtere, ⇓ "S181" ursprünglich ›der mit dem (scharfen) Schwert, Beil hinrichtet‹, seit dem 16. Jahrhundert auf ›Henker‹ ausgedehnt bzw. ›Vollstrecker der Todesstrafe‹;
scharfsinnig (15. Jahrhundert), Gegensatz "stumpfsinnig": scharpffsinnig poeten (L200 Josua Maaler), heute entsprechend Scharfsinn besonders auf logische Fähigkeiten bezogen ›das Wesentliche (auch an kleinen Unterschieden, Merkmalen) rasch erkennend‹ (↑ "klug");
Scharfsinnigkeit (L200 Josua Maaler 1561) bis ins 18. Jahrhundert, dann durch
Scharfsinn (1575 Fischart; L320 Trübner) abgelöst;
Schärfe ahd. scarfe, scarfi; zunächst ⇓ "S158" Eigenschaftsbezeichnung: die Schärfe des Messers, Schwertes, dann im Sinne von ›Klinge‹: Die Scherpffe oder schneyden an dem… masser (L200 Josua Maaler); der übertragene Gebrauch scharffolgend, z. B. Scherpffe… von… ziblen [›Zwiebeln‹]/ senff / essig (L200 Josua Maaler), auf den sprachlichen Ausdruck bezogen zu eynem regiment im hauszhalten gehöret eyn scherpffe (Agricola; L059 DWb), Schärfe des Verstandes, des Gesetzes (L003 Johann Christoph Adelung 1777);
schärfen ahd. scerfan, mhd. scherpfen, scherfen; übertragen Den verstand Scherpffen (L200 Josua Maaler), Erfarung scharfet das Urteil (L308 Kaspar Stieler); bis A075 Johann Wolfgang von Goethe auch im Sinne von ›einschärfen‹: Ihr schärft ihm die Lehre (Reineke Fuchs 2,274).
1.2 ›spitz‹, sine scharfen cla [›Klauen‹] (Iwein; L059 DWb), danach ›spitzwinklig‹, scharfe Ecken haben (L003 Johann Christoph Adelung 1777); übertragen scharfe Wendung, Biegung (L059 DWb), ebenso scharf nach links/ rechts abbiegen;
1.3 auf eine zerstörende, verletzende Wirkung bezogen scharf schiessen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), scharfe Munition, Gegensatz "blind", von Flüssigkeiten ›ätzend‹, eine scharfe Lauge (L003 Johann Christoph Adelung 1777), von Hunden ›bissig‹, umgangssprachlich übertragen scharfer Hund von einem ungerechten, strengen Vorgesetzten u.ä. (L337 WdG); übertragen auf den als verletzend empfundenen sprachlichen Ausdruck mit scharpffen worten… sagen (L200 Josua Maaler), scharpffe… red (ebenda), bei A180 Martin Luther ausgeführt jre Zungen [sind] scharffe schwerter (Psalm 57,5), von einer heftigen Auseinandersetzung es wurde von beiden Seiten scharf geschossen (L264 Daniel Sanders);
2 ⇓ "S216" auf die anderen Sinne übertragen zur Bezeichnung beißender Empfindungen,
2.1 bezogen auf Kälte Jch wil einen scharffen wind erwecken(A180 Martin Luther, Jeremia 51,1), scharpffer winter (L200 Josua Maaler);
2.2 auf den Geschmack, peizend und scharpf in dem mund (14. Jahrhundert; L059 DWb), scharfer Eßig (L308 Kaspar Stieler), von alkoholischen Getränken ›hochprozentig‹;
2.3 vom Klang ›schrill‹ scharfer Laut… Don (L169 Matthias Kramer), dagegen sprachwissenschaftlich ein scharfer Ton »der ungedehnte Ton« (L003 Johann Christoph Adelung 1777);
2.4 vom Geruch (L169 Matthias Kramer);
2.5 als Lichtempfindung ›grell‹, übertragen die Galeeren werden der Nation scharf in die Augen stechen (A222 Friedrich Schiller, Fiesko 2,15);
2.6 von gutem Sehvermögen das er alles scharff sehen kundte (A180 Martin Luther, Markus 8,25), auf optische Geräte übertragen drumb dörfens scharpfer brillen wol (Sachs; L059 DWb) und auf das Wahrzunehmende scharfe Umrisse (L264 Daniel Sanders), sich scharf abheben;
3 weiter abstrahiert, im Sinne von ›geistig lebendig, intelligent‹ Eins Scharpffen vn subtylen verstands (L200 Josua Maaler), auch für ›präzis‹ und ordnete scharf nach der richtschnur (Voß; L059 DWb), auch einen Begriff scharf fassen, eine scharfe Analyse, die Grenze scharf ziehen, scharf abgrenzen (L264 Daniel Sanders), scharf achthaben… urteilen (L169 Matthias Kramer), jmdn. scharf ansehen (ebenda);
4 als Intensivum gedeutet,
4.1 im Sinne von ›streng‹, scharfer Befehl (L308 Kaspar Stieler) wie auch scharfe Aufsicht (L308 Kaspar Stieler), ein scharfer Lehrmeister (L169 Matthias Kramer); dann auch
4.2 ›heftig; sehr‹, es geht im Kriege scharf her (L305 Christoph Ernst Steinbach), scharf hinter einem her seyn (ebenda), scharf geröstet (L264 Daniel Sanders), scharf braten, backen, auf die mündliche Auseinandersetzung bezogen scharfe Kontroverse, scharf protestieren, im Sinne von ›schnell‹ scharfer galopp, scharf reiten (L059 DWb), im Sport scharfe Bälle; neu
4.3 ›sexuell erregend‹, eine scharfe Blondine, besonders in der Verbindung scharf sein auf jmdn. , Ich kann nur jedem sagen, der auf ein Mädchen oder eine Frau scharf ist, der muß sie loben (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 120), auch allgemeiner scharf auf Karriere, Geld.
Scharfmacher (1899 Scharfmachertum; L181 Otto Ladendorf), politisches ⇓ "S192" Schlagwort, ›jmd. , der eine härtere Gangart (ursprünglich gegen die Arbeiterorganisationen) empfiehlt‹;
Scharfrichter ⇓ "S150" mittelniederdt. (1312) scarperichtere, ⇓ "S181" ursprünglich ›der mit dem (scharfen) Schwert, Beil hinrichtet‹, seit dem 16. Jahrhundert auf ›Henker‹ ausgedehnt bzw. ›Vollstrecker der Todesstrafe‹;
scharfsinnig (15. Jahrhundert), Gegensatz "stumpfsinnig": scharpffsinnig poeten (L200 Josua Maaler), heute entsprechend Scharfsinn besonders auf logische Fähigkeiten bezogen ›das Wesentliche (auch an kleinen Unterschieden, Merkmalen) rasch erkennend‹ (↑ "klug");
Scharfsinnigkeit (L200 Josua Maaler 1561) bis ins 18. Jahrhundert, dann durch
Scharfsinn (1575 Fischart; L320 Trübner) abgelöst;
Schärfe ahd. scarfe, scarfi; zunächst ⇓ "S158" Eigenschaftsbezeichnung: die Schärfe des Messers, Schwertes, dann im Sinne von ›Klinge‹: Die Scherpffe oder schneyden an dem… masser (L200 Josua Maaler); der übertragene Gebrauch scharffolgend, z. B. Scherpffe… von… ziblen [›Zwiebeln‹]/ senff / essig (L200 Josua Maaler), auf den sprachlichen Ausdruck bezogen zu eynem regiment im hauszhalten gehöret eyn scherpffe (Agricola; L059 DWb), Schärfe des Verstandes, des Gesetzes (L003 Johann Christoph Adelung 1777);
schärfen ahd. scerfan, mhd. scherpfen, scherfen; übertragen Den verstand Scherpffen (L200 Josua Maaler), Erfarung scharfet das Urteil (L308 Kaspar Stieler); bis A075 Johann Wolfgang von Goethe auch im Sinne von ›einschärfen‹: Ihr schärft ihm die Lehre (Reineke Fuchs 2,274).