Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schande
ahd. scanta, altgermanisch (got. skanda), verwandt mit ↑ "Scham";1 häufig im Plural (↑ "Ehre") in festen Verbgefügen, ⇓ "S036" biblisch weit verbreitet, ›vernichten‹: Mein Gott… Las mich nicht zu schanden werden (A180 Martin Luther, Psalm 25,2), abgeblaßter ›scheitern‹: dasz solche anschläge wären zu schanden worden (Ch.Weise; L059 DWb), so auch
zu Schanden machen »verderben« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch): wenn etwas zu Schanden gerichtet war, so wurde er gefragt, ob die Sache nicht könnte hergestellt und repariert werden (Goethe); heute zumeist in moralischem Sinn im Singular
2.1was jmds. Ansehen schadet‹, Seinen elteren… ein Schand… seyn (L200 Josua Maaler), in festen Verbverbindungen Schande antun (L169 Matthias Kramer), Schande einlegen (L305 Christoph Ernst Steinbach), so auch jmdm. Schande machen, zu meiner Schande (L169 Matthias Kramer), tröstend das ist keine Schande (vgl. L308 Kaspar Stieler): Sexuelle Bedürfnisse und Ängste einzugestehen, ist ja heutzutage keine Schande mehr, im Gegenteil (A070 Robert Gernhardt, Ich 20); ⇓ "S007" alliterierend
2.2Schmach, Demütigung‹: jagten sie den… dieb mit schimpf und schande… zum tempel hinaus (J.P.Hebel; L059 DWb);
2.3unmoralischer Zustand, Vorgang‹, speziell ›Unzucht‹: schand treiben sie in der schlaffkamer(um 1520; L059 DWb); allgemeiner häufig im empörten Ausruf: es ist eine Schande, daß man es sagen muß (L305 Christoph Ernst Steinbach); dazu schandbar (mhd. ), schandhaft (ahd. ), ↑ "Blutschande". Literarisch
Schändismusschändliches Behagen‹ (1775 Goethe) nach L.Sternes Roman Tristram Shandy und dazu schändierenlästern‹ (noch L264 Daniel Sanders);
Schandfleck mhd. schantvlecke, ⇓ "S027" übertragen moralisch ›Makel‹: disen schandflecken der gottlosigkeit(Fischart; L059 DWb), personifiziert Der Schandfleck seiner Familie (L003 Johann Christoph Adelung 1777), auf Gegenstände bezogen dieser schand-fleck der natur(F.Schnabel; L059 DWb);
schänden ahd. skenten, mhd. schenden; ursprünglich ›verletzen‹, so noch im Sinne von ›verunstalten‹ (dazu verschandeln): einem das Gesicht schänden (L169 Matthias Kramer), ein muttermal schändet ein gesicht (L059 DWb) und ›etwas Ehrfurcht Gebietendes beschädigen‹: ein Gemählde (L003 Johann Christoph Adelung 1777), ein Grab schänden, übertragen schändet nicht das blut der Tudor (A222 Friedrich Schiller, Stuart 3,4); daneben wie heute vor allem übertragen ›entehren‹: Armut schandet nicht (L308 Kaspar Stieler), auf den sprachlichen Ausdruck bezogen ›schmähen, lästern‹: ein spötter… der rückwärts lacht und schändet (J.Ch.Günther; L059 DWb), so frühneuhochdeutsch häufig in blasphemischer Bedeutung und im Sinne von ›verfluchen‹ (vgl. L059 DWb); seit dem Mittelhochdeutschen speziell ›mißbrauchen‹: Vnd Jacob erfur / das seine tochter Dina geschendet war (A180 Martin Luther, 1.Mose 34,5);
schändlich ahd. scantlih, mhd. schantlich, schentlich; seit dem 16. Jahrhundert übertragen ›unehrenhaft‹: eine schendliche Tat (A180 Martin Luther, 3.Mose 20,21), auch im Sinne von ›unzüchtig‹: schandliche wort (16. Jahrhundert; L059 DWb), auf Personen bezogen ›lasterhaftschandtlicher Mensch (L200 Josua Maaler); abgeblaßt ›schlechtein schändliches wetter (L059 DWb), ›empörendwie schändlich aber ward ich betrogen (Lessing; L059 DWb), adverbial als ⇓ "S229" Verstärkung ›sehrer hat schändlich viel geld(ebenda).
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