Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schalten
schwaches Verb (mittelhochdeutsch noch stark), nur deutsch, ahd. scaltan; ursprüngliche Bedeutung ›stoßen, schieben‹ noch frühneuhochdeutsch, speziell auf das Antreiben von Schiffen bezogen, so noch bei G.Keller (L290 Schweiz.Idiotikon 8,711) daß jener seinen Kahn wieder rheinaufwärts schaltete; seit dem Frühneuhochdeutschen verallgemeinert1tätig sein‹, speziell ›herrschen, lenken‹: Ich habe hier nichts zu schalten (L308 Kaspar Stieler), häufig in der festen Verbindung: Man laße Gott schalten und walten (ebenda); im Sinne von ›einfügen, einschieben‹ bis ins 19. Jahrhundert nur auf die Korrektur der Zeitrechnung bezogen (s. unten Schaltjahr; vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch, L059 DWb), heute auch allgemeiner eine Parenthese in einen Satz schalten(L097 GWb), im Zeitungswesen der Inserent schaltet eine Anzeigeläßt eine Anzeige veröffentlichen‹; im Anschluß an die ursprüngliche Bedeutung seit dem früheren 20. Jahrhundert
2"S220" technisch,
2.1 auf elektrische Geräte bezogen »einen Schalter betätigen« (L242 Richard Pekrun), ich schalte »unterbreche den Stromkreis« (L298 Sprach-Brockhaus 1935), parallel schalten (L097 GWb), dazu umgangssprachlich ›begreifen (und entsprechend handeln)‹ (L201 Lutz Mackensen); ⇓ "S131" beim Rundfunk und Fernsehen ›eine Verbindung zwischen Sendern herstellen‹ (vgl. L097 GWb): wir schalten zum Norddeutschen Rundfunk; im Verkehrswesen die Ampel schaltet auf grün, auch reflexiv; ⇓ "S138" beim Fahrrad, Auto etc.
2.2einen Gang einlegen‹: ich schalte es/ ihn um »verändere die Geschwindigkeit oder Drehrichtung, z. B. beim Kraftwagen« (L298 Sprach-Brockhaus 1935), auch der Wagen schaltet sich gut (L097 GWb), ⇑ "einschalten", "umschalten".
Schaltjahr ahd. scaltjar, ⇓ "S125" Lehnübertragung von lat. annus intercalarius;
Schalter mhd. ›Riegel‹ (auch ›[Ruder-]Stange‹, noch bei Voß); seit dem 16. und bis ins 19. Jahrhundert auch ›Herrscher, Lenker‹; im Anschluß an die ursprüngliche Bedeutung ›Fensterladen‹ im 18./ 19. Jahrhundert »der verschiebbare Verschluß eines Fensters oder einer fensterartigen Öffnung« (L264 Daniel Sanders): hält Noah den schalter der arche verschlossen (Goethe; L059 DWb), danach
1 seit dem 19. Jahrhundert im Dienstleistungsbereich ›Raum oder Teil eines Raumes mit einer verschließbaren Wandöffnung zur Bedienung von Kunden‹: Schalter auf der Briefpost (L264 Daniel Sanders), der schalter ist schon geschlossen(L059 DWb); technisch
2 »Vorrichtung zum Schließen, Unterbrechen, Umschalten des elektr. Stromkreises« (L344 Wessely-Schmidt 61925); vorbereitet im 19. Jahrhundert Ausschalter, Umschalter »in der telegraphie« (L059 DWb); umgangssprachlich den Schalter anmachen, ausmachenein Gerät ein-, ausstellen‹ (L097 GWb);
Schaltung (L308 Kaspar Stieler) zunächst und bis ins 19. Jahrhundert ›Macht, Lenkung, Regierung‹ ↑ "Gleichschaltung"; heute nur noch »Art der Verbindung von Maschinen, Geräten und Leitungen untereinander«, auch »Anordnung der Teile einer elektrischen Anlage«, speziell »Wechselgetriebe des Kraftwagens« (L298 Sprach-Brockhaus 1935); beim Rundfunk und Fernsehen ›Verbindung zu einem Sender‹ (vgl. L097 GWb).
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