Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schale
1"S087" ahd. scala, mhd. schal (engl. shale); daneben haben die nördlichen germanischen Sprachen eine Form mit Umlaut, ⇓ "S137" niederdt.-mitteldt. Schelle, engl. shell (lautlich übereinstimmend mit got. skalja›Ziegel‹, ursprünglich ›Schuppenartiges‹) ⇑ 2"Schelle", "Schellfisch"; ›äußere Hülle‹ (von Früchten, Baumstämmen, Eiern, Krustentieren), daher wohl auch süddeutsch Schalkartoffeln für "Pellkartoffeln" (↑ "pellen"); ⇓ "S100" im Plural ›Hufe‹ von Hirsch, Wildschwein (vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch); seit Mitte des 19. Jahrhunderts ⇓ "S182" rotwelsch (S.A.L348 Siegmund A. Wolf) und umgangssprachlich auf Kleidung bezogen: ein feiner Herr… was der für eine Schale anhat (B.A024 Bertolt Brecht, Rundköpfe; 3,934), sich in Schale werfen/ schmeißen (1932; L177 Heinz Küpper); häufig übertragen zur Bezeichnung von Vordergründigkeit, Substanzlosigkeit u.ä.: der innere sinn ist der kern ihres werthes, das übrige ist nur schale (I.Kant; L059 DWb).
schälen ahd. skel(l)en, mhd. scheln; Obst… Eyer schälen (L308 Kaspar Stieler), reflexiv auf die Haut bezogen: die Haut im Gesichte… oder das Gesicht schälet sich »wenn sich die Haut.. absondert« (L003 Johann Christoph Adelung 1777); übertragen ›auskleiden‹: schälte ihn… aus seiner militärischen hülse (Jean Paul; L059 DWb), heute auch ›(langsam) hervortreten‹: sich aus einer Gruppe Menschen schälen (L337 WdG); landwirtschaftlich ›pflügen‹ (vgl. L033 Joachim Heinrich Campe);
schalen (17. Jahrhundert) ›mit Schalbrettern versehen‹;
verschalen (17. Jahrhundert) ›mit Brettern, Platten usw. verkleiden‹.
2"S087" ahd. scala, mhd. schale, (altnord. skál); urverwandt mit ↑ 1Schale ; ursprünglich ›flaches Holzgefäß‹ oder ›Schädelschale‹ (↑ "Kopf"), seit dem Althochdeutschen ›Trinkschale‹, meist durch "Tasse" ersetzt, noch ostmitteldeutsch und südostdeutsch: eine Schale Kaffee (vgl. L171 Paul Kretschmer 521); allgemeiner ›flaches Gefäß‹, seit dem Frühneuhochdeutschen gehoben: Ein wort geredt zu seiner zeit / Jst wie gülden Epffel in silbern Schalen (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 25,11), auf den Inhalt übertragen kalte Schale, "Kaltschale" (vgl. L308 Kaspar Stieler); im Sinne von ›Waagschale‹ (ursprünglich in Gestalt einer Trinkschale) häufig übertragen: dasz du dein wort magst in die schale legen (Grillparzer; L059 DWb).
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