Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schaf
ahd. scaf, mhd. schaf, westgermanisch, ⇓ "S063" unbekannten Ursprungs (engl. sheep, got. lamb, altnord. fœr), früher dafür Aue; ⇓ "S036" nach seiner sprichwörtlichen Geduld und Unschuld seit dem Althochdeutschen übertragen in christlichem Sinn vom fromm leidenden Menschen: Jch wil selbs meine Schafe weiden (A180 Martin Luther, Hesekiel 34,15); auch von der christlichen Gemeinde: ein mann mit gottesfurcht… der seine schaaff auff himmels-auen führt (Rist; L059 DWb); allgemeiner und abwertend ›dummer, einfältiger Mensch‹: ein alber Schaf (L308 Kaspar Stieler), Ein frommes gelehrtes Schaf(Holtei; L264 Daniel Sanders), das schwarze Schaf ↑ "schwarz". Das ⇓ "S050" DiminutivSchäfchen besonders in
⊚⊚ sein Schäfchen scherenseinen Vorteil wahrnehmen‹, sein Schäfchen ins Trockene bringen (1576) ›für sich sorgen‹, geht wohl von den besseren trockenen Weidestellen gegenüber den schlechteren sumpfigen aus (vgl. L019 Wilhelm Borchardt 416); auch für leichte Wölkchen: der Himmel hatte sich… mit weißen Schäfchen überzogen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief aus der Schweiz 4.11.79);
Schäfer ahd. scafari, mhd. schæfære; ›Hüter der Schafe‹ (↑ "Hirt"); im 17./ 18. Jahrhundert übertragen als Symbol für »die zärtlichsten, schuldlosesten und reitzendsten Geschöpfe unter der Sonne« (L003 Johann Christoph Adelung 1777), ebenso ⇓ "S140" Schäferin (Opitz);
Schäfergedicht (L169 Matthias Kramer), ⇓ "S127" literarische Gattung vor allem des 17. Jahrhunderts, »eine poetische Nachahmung des mit allen Reitzen verschönerten Schäfer- oder Hirtenlebens der alten Welt« (L003 Johann Christoph Adelung 1777): Pegnesisches Schäfergedicht (1644 Harsdörffer und Klaj);
Schäferdichtung »bukolische dichtung« (L059 DWb);
Schäferstunde Anfang des 18. Jahrhunderts, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von franz. heure du berger; häufig im Diminutiv, »derjenige Augenblick, welcher Verliebten günstig ist« (L003 Johann Christoph Adelung 1777).
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