Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sauber
ahd. subar, mhd. suber (suver), westgermanisch, < ⇓ "S120" lat. sobrius ›mäßig, nüchtern‹; Komparativ saubrer, oberdt. säubrer;1rein‹, Gegensatz "schmutzig": sauber Waßer (L308 Kaspar Stieler), sich sauber in Kleidung halten(ebenda), saubere Zane… Hande, Fusse (L169 Matthias Kramer); seit dem Althochdeutschen moralisch gedeutet ›sittlich einwandfrei‹: ein sauberer Charakter, ein sauberes Gewissen (L169 Matthias Kramer), so häufig abwertend ironisch ›ungeraten‹: Du bist ein sauberer Vogel (L308 Kaspar Stieler), Nimm dich in acht! / Du und die saubre Jungfer Eve dort (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug 9,1810f.); bereits althochdeutsch weiterentwickelt
2sorgfältig, exaktein saubere spraach (L200 Josua Maaler), eine saubere Arbeit, Naht (L033 Joachim Heinrich Campe), auch ›fehlerfrei‹; süddeutsch auch ›schmuck, hübsch‹, im Ausruf sauber!beachtlich, sehr gut‹;
säubern ahd. subiren, mhd. subern, siubern; ›reinigen‹, in der Infinitivkonstruktion: Leicht ze Seüberen (L200 Josua Maaler), auch reflexiv; speziell ›Überflüssiges entfernen‹: Baume säubern (L308 Kaspar Stieler), den Garten vom Unkraut säubern(L169 Matthias Kramer), übertragen ›Störungen beseitigen‹: Von böser Art des Volkes will ich sorgen / Das ganze Land zu säubern alle Morgen (L003 Johann Christoph Adelung 1777), so häufig politisch von Mißliebigem, ⇓ "S064" euphemistisch besonders zur Zeit des ⇓ "S145" nationalsozialistischen Terrors (dazu Säuberungsaktion, vgl. L021 Karl-Heinz Brackmann/ L021 Renate Birkenhauer), ähnlich gebraucht in jüngerem ethnische Säuberung (Unwort des Jahres 1992; vgl. L299 Sprachdienst 1993, 2, 57f.; ↑ "Unwort"); ⇓ "S144" während der politischen Umbruchzeiten nach 1945 und 1989 auf die Entfernung der Anhänger des abgelösten Regimes und seiner Partei bezogen;
säuberlich ahd. subarlihho, mhd. suberlich; Weiterbildung zu sauber (↑ s. oben), vorzugsweise als Adverb gebraucht; früher ›sauber‹: der euch kleidete mit Rosinfarbe säuberlich (Luther), das erste säuberliche Exemplar(Goethe); dann ›sorgfältig‹: da stellt er jedes wiederum in Ordnung säuberlich (A222 Friedrich Schiller, Der Gang nach dem Eisenhammer), zerbrechliche War', daß säuberlich mit umgegangen würde (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom Oktober 1773); etwas fein säuberlich abschreiben; daher (veraltet) auch ›behutsam, schonend‹: fahret mir säuberlich mit dem Knaben Absalom (Luther).
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