Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Satz
mhd. saz, Verbalabstraktum zu ↑ "setzen"; zunächst1 Handlungsbezeichnung, speziell
1.1 ›Sprung‹ (mhd. ): der Feuerreif, durch den der Tiger springt. Scheuen, Fauchen, und dann: ein Satz –ein herrlicher Satz! (B.A255 Botho Strauß, Schlußchor 55); seit dem 18. Jahrhundert
1.2 ⇓ "S054" druckersprachlich ›Tätigkeit des Setzers für den Druck‹, übertragen »ein aus einzelnen Buchstaben zusammengesetztes Stück Schrift« (1740; L160 Heinrich Klenz, Druckersprache);
1.3 ⇓ "S141" musikalisch »Erfinden und Ausarbeiten eines Tonstücks« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1794), übertragen »alles, was zur Erfindung und Aufzeichnung eines Tonstücks gehört« (ebenda); dann
2 übertragen ›das Gesetzte‹,
2.1 ›festgesetzter Geldbetrag‹: weil der satz… aufs ende kommen war (Simplizissimus; L059 DWb);
2.2 ⇓ "S208" mit Bezug auf Sprache unterminologisch schon im Mittelhochdeutschen: miner worte satz (Konrad von Würzburg; L109 Moriz Heyne), vorterminologisch bei Gottsched: die Aussage eines Satzes (1749; E.L188 Ernst Leser) und terminologisch bei J.W.Meiner und Adelung – nach Vorgaben der Philosophie von Leibniz und Ch.v.Wolff (Von den Sätzen §1–15 in: Vernünfftige Gedancken, 1713): Der Nahme des Dinges, von welchem solches [behaupten oder verneinen] geschiehet, heißt das Subject, dasjenige was von demselben bejahet oder verneinet wird, das Prädicat, beyde zusammen aber machen den Satz aus, dessen Gränzzeichen ein Punct ist (1781 L006 Johann Christoph Adelung, Lehrgebäude, 21792, 445), ähnlich bei J.W.Meiner: ein aus Subjekt und Prädikat bestehender Satz (1781 Versuch einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre oder Philosophie und allgemeinen Sprachlehre, 319), J.L095 Jacob Grimm: jeder satz der rede fordert daher ein subject und ein prädicat (1837 Deutsche Grammatik 1) und K.F.Becker: daß jeder Satz ein… Verhältniß darstellt, dessen Glieder das Subjekt (das Sein) und das Prädikat (die prädizierte Thätigkeit) sind (Organism der Sprache 21841, 159). Diese logische Bestimmung von Satzwird im folgenden psychologisiert: Der Satz ist der sprachliche Ausdruck… dafür, daß sich die Verbindung mehrerer Vorstellungen… in der Seele des Sprechenden vollzogen hat (H.L237 Hermann Paul, Prinzipien 31898, 110), vgl. dazu J.W.Meiner 1781, 79: so wie wir nun in lauter Satzen denken; in heutiger linguistischer Definition: »Nach sprachspezifischen Regeln aus kleineren Einheiten konstruierte Redeeinheit, die hinsichtlich Inhalt, gramm. Struktur und Intonation relativ vollständig und unabhängig ist« (2L029 Hadumod Bußmann 658), pragmatisch gedeutet: Ein Satz ist ein Zeichen, dessen signifiant durch seine komplexe Struktur genau einen illokutiven Anspruch vollständig signalisiert (1985 B.L.Müller, Der Satz, 150); danach
2.3 in der ⇓ "S168" Logik: ehe ich einen satz habe, muß ich erst urtheilen (I.Kant; L059 DWb), ein philosophischer Satz, Satz des Pythagoras, dazu "Lehrsatz" (L308 Kaspar Stieler); seit dem 18. Jahrhundert
2.4 ›Niederschlag, Rückstand‹ (L169 Matthias Kramer), dazu "Bodensatz", Kaffeesatz;
2.5 auf zusammengehörige Gegenstände bezogen: Satz von Schachteln (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch); heute auch
2.6 im ⇓ "S205" Sport, speziell Tennis (nach engl. set [1578; L228 OED]) ›abgeschlossener Teil eines Wettkampfs‹. Zusammensetzungen, mit Adverbien, die verbalen Zusammensetzungen entsprechen: ⇑ "Absatz", "Ansatz", "Aufsatz", "Einsatz", "Umsatz", "Vorsatz", "Zusatz", Beisatz, Untersatz, außerdem Besatz, Entsatz, "Ersatz". ⇓ "S208" Zu Satz(2.2)
Hauptsatz (1715; L146 Max Hermann Jellinek 2,473) und
Nebensatz (ebenda); »wohl der Form nach abhängig« (L146 Max Hermann Jellinek ebenda), also »logisch gefaßt« (ebenda), ersterer dazu im Sinne von »Thema oder die Proposition« (Adelung), Hauptsatz einer Rede (ebenda), schon bei L305 Christoph Ernst Steinbach 1734 s. v. Satz, beide in der heute üblichen Bedeutung bei J.W.Meiner 319 bzw. 321 (L146 Max Hermann Jellinek 2,481f.);
Satzung mhd. satzunge; ›Statut‹, ›gesetzliche Festlegung‹.
1.1 ›Sprung‹ (mhd. ): der Feuerreif, durch den der Tiger springt. Scheuen, Fauchen, und dann: ein Satz –ein herrlicher Satz! (B.A255 Botho Strauß, Schlußchor 55); seit dem 18. Jahrhundert
1.2 ⇓ "S054" druckersprachlich ›Tätigkeit des Setzers für den Druck‹, übertragen »ein aus einzelnen Buchstaben zusammengesetztes Stück Schrift« (1740; L160 Heinrich Klenz, Druckersprache);
1.3 ⇓ "S141" musikalisch »Erfinden und Ausarbeiten eines Tonstücks« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1794), übertragen »alles, was zur Erfindung und Aufzeichnung eines Tonstücks gehört« (ebenda); dann
2 übertragen ›das Gesetzte‹,
2.1 ›festgesetzter Geldbetrag‹: weil der satz… aufs ende kommen war (Simplizissimus; L059 DWb);
2.2 ⇓ "S208" mit Bezug auf Sprache unterminologisch schon im Mittelhochdeutschen: miner worte satz (Konrad von Würzburg; L109 Moriz Heyne), vorterminologisch bei Gottsched: die Aussage eines Satzes (1749; E.L188 Ernst Leser) und terminologisch bei J.W.Meiner und Adelung – nach Vorgaben der Philosophie von Leibniz und Ch.v.Wolff (Von den Sätzen §1–15 in: Vernünfftige Gedancken, 1713): Der Nahme des Dinges, von welchem solches [behaupten oder verneinen] geschiehet, heißt das Subject, dasjenige was von demselben bejahet oder verneinet wird, das Prädicat, beyde zusammen aber machen den Satz aus, dessen Gränzzeichen ein Punct ist (1781 L006 Johann Christoph Adelung, Lehrgebäude, 21792, 445), ähnlich bei J.W.Meiner: ein aus Subjekt und Prädikat bestehender Satz (1781 Versuch einer an der menschlichen Sprache abgebildeten Vernunftlehre oder Philosophie und allgemeinen Sprachlehre, 319), J.L095 Jacob Grimm: jeder satz der rede fordert daher ein subject und ein prädicat (1837 Deutsche Grammatik 1) und K.F.Becker: daß jeder Satz ein… Verhältniß darstellt, dessen Glieder das Subjekt (das Sein) und das Prädikat (die prädizierte Thätigkeit) sind (Organism der Sprache 21841, 159). Diese logische Bestimmung von Satzwird im folgenden psychologisiert: Der Satz ist der sprachliche Ausdruck… dafür, daß sich die Verbindung mehrerer Vorstellungen… in der Seele des Sprechenden vollzogen hat (H.L237 Hermann Paul, Prinzipien 31898, 110), vgl. dazu J.W.Meiner 1781, 79: so wie wir nun in lauter Satzen denken; in heutiger linguistischer Definition: »Nach sprachspezifischen Regeln aus kleineren Einheiten konstruierte Redeeinheit, die hinsichtlich Inhalt, gramm. Struktur und Intonation relativ vollständig und unabhängig ist« (2L029 Hadumod Bußmann 658), pragmatisch gedeutet: Ein Satz ist ein Zeichen, dessen signifiant durch seine komplexe Struktur genau einen illokutiven Anspruch vollständig signalisiert (1985 B.L.Müller, Der Satz, 150); danach
2.3 in der ⇓ "S168" Logik: ehe ich einen satz habe, muß ich erst urtheilen (I.Kant; L059 DWb), ein philosophischer Satz, Satz des Pythagoras, dazu "Lehrsatz" (L308 Kaspar Stieler); seit dem 18. Jahrhundert
2.4 ›Niederschlag, Rückstand‹ (L169 Matthias Kramer), dazu "Bodensatz", Kaffeesatz;
2.5 auf zusammengehörige Gegenstände bezogen: Satz von Schachteln (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch); heute auch
2.6 im ⇓ "S205" Sport, speziell Tennis (nach engl. set [1578; L228 OED]) ›abgeschlossener Teil eines Wettkampfs‹. Zusammensetzungen, mit Adverbien, die verbalen Zusammensetzungen entsprechen: ⇑ "Absatz", "Ansatz", "Aufsatz", "Einsatz", "Umsatz", "Vorsatz", "Zusatz", Beisatz, Untersatz, außerdem Besatz, Entsatz, "Ersatz". ⇓ "S208" Zu Satz(2.2)
Hauptsatz (1715; L146 Max Hermann Jellinek 2,473) und
Nebensatz (ebenda); »wohl der Form nach abhängig« (L146 Max Hermann Jellinek ebenda), also »logisch gefaßt« (ebenda), ersterer dazu im Sinne von »Thema oder die Proposition« (Adelung), Hauptsatz einer Rede (ebenda), schon bei L305 Christoph Ernst Steinbach 1734 s. v. Satz, beide in der heute üblichen Bedeutung bei J.W.Meiner 319 bzw. 321 (L146 Max Hermann Jellinek 2,481f.);
Satzung mhd. satzunge; ›Statut‹, ›gesetzliche Festlegung‹.