Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
satt
ahd. / mhd. sat (sater), gemeingermanisch (engl. sad ›traurig‹ mit eigentümlicher Bedeutungsentwicklung) mit Verwandtschaft in anderen indogermanischen Sprachen (lat. satis, satur, griech. ãsai ›sättigen‹, altslaw. sytu);1 ›befriedigt in bezug auf Speise und Trank‹, Gegensatz "hungrig": Sich satt essen… satt werden (L308 Kaspar Stieler), nicht satt zu essen haben (L169 Matthias Kramer), ›Ziege bist du satt?‹… ›Ich bin so satt, / ich mag kein Blatt‹ (Brüder A088 Jacob und Wilhelm Grimm, Tischleindeckdich); verallgemeinert
1.1 ›befriedigt in bezug auf die Menge, in der man etwas hat‹, zunächst mit Genitiv: die Erde wird nicht Wassers satt (Luther); mit Bezeichnung der Ursache, mit von: Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen (A131 Friedrich Hölderlin, Brod und Wein), er wird vom Sehen satt; ohne Präposition: Das Auge sihet sich nimer sat / vnd das Ohr höret sich nimer sat (A180 Martin Luther, Prediger Salomo 1,8); abwertend
1.2 ›überdrüssig‹, ursprünglich mit Genitiv: ich bin des trocknen Tons nun satt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2009), des Lebens satt seyn (L169 Matthias Kramer), so heute literarisch, dazu lebenssatt; ursprünglich Genitiv auch in ich bin es satt, als Akkusativ aufgefaßt: Ich bin es satt, ihr sagt, das seyd ihr auch (A239 William Shakespeare/ Schlegel, Kaufmann 1,1), wenn er alsdann das schöne Gesicht satt wäre (Lessing), so eine [Frau] wird man nimmer satt (Goethe); auch mit zu und Infinitiv: er wird nicht satt sie zu loben, ich bin (es) satt, immer auf ihn zu warten; infolge ungenauer Verknüpfung
2 ›in genügender Menge vorhanden‹, substantivisch in ich habe es satt, worin es wieder aus einem Genitiv in einen Akkusativ umgedeutet ist; der Genitiv noch im 18. Jahrhundert: der Steine von Thüringen hab' ich nun satt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 21.9.80), vereinzelt mit an: ich hab so satt am Lizentieren, so satt an aller Praxis (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom August 1771), veraltet ich bin reich und habe gar satt (Luther), das ist ihm Werkzeugs satt (Fleming); norddeutsch umgangssprachlich daß du genug und satt kriegst (zu einem gierigen Menschen), nachgestellt: er hat geld satt (1881; L059 DWb), so auch zuweilen satt essen (entsprechend schon im Gotischen) wie sich satt essen: arm bin ich zwar, doch eß' ich satt(G.A.Bürger); entsprechend sobald sie satt der Lust gepflogen(G.A.Bürger), satt hab' ich gelebt (A222 Friedrich Schiller, Semele 1); als attributives Adjektiv und Adverb: satter Bericht, Grund, mit satten argumenten (1563; L059 DWb), wofür dann sattsam (s. unten); im Sinne von ›selbstzufrieden‹: mit der reichen, satten miene(Klinger; L059 DWb); von einer älteren Bedeutung ›dicht‹ (eine satte Mauer) ausgehend
3 von Farben ›intensiv‹ (und jetzt zu ›gesättigt‹ umgedeutet), schon mhd. satbla, satrot, ahd. satcra.
sattsam zunächst (Luther) ›üppig, übermütig‹; seit Mitte des 17. Jahrhunderts (L284 Justus Georg Schottelius) entsprechend satt(2), so bis ins 19. Jahrhundert adverbial und adjektivisch vielfältig gebraucht, heute zumeist adjektivisch zum Ausdruck von Geringschätzung in der Verbindung sattsam bekannt: seine weiszheit, die doch sattsamb bekandt war (1696; L059 DWb);
sättigen mhd. set(t)igen; ›Hunger stillen‹, reflexiv, präpositional mit an, mit, ohne Objekt: die Mehlspeisen sättigen wol (L169 Matthias Kramer), das Mittel der Sättigung frühneuhochdeutsch und literarisch im Genitiv: nachdem wir der Kost uns gesättigt und des Getränkes (Voß); übertragen ›befriedigen‹: eines Geitz sättigen (L169 Matthias Kramer), transitiv und präpositional mit mit, im Partizip Perfekt ›angefüllt‹, präpositional mit von, mit: mit worten gesättigt (Pestalozzi; L059 DWb), gesättigt bin ich von Entsetzen (A222 Friedrich Schiller, Macbeth 5,5); danach fachsprachlich, von Farben (L003 Johann Christoph Adelung 1777) ›voll‹ (ohne Beimischung), ⇓ "S041" chemisch (ebenda) ›nicht mehr aufnahmefähig‹, so heute auch in der Wirtschaft, wenn Angebot und Nachfrage einander entsprechen: der Markt ist gesättigt.
1.1 ›befriedigt in bezug auf die Menge, in der man etwas hat‹, zunächst mit Genitiv: die Erde wird nicht Wassers satt (Luther); mit Bezeichnung der Ursache, mit von: Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen (A131 Friedrich Hölderlin, Brod und Wein), er wird vom Sehen satt; ohne Präposition: Das Auge sihet sich nimer sat / vnd das Ohr höret sich nimer sat (A180 Martin Luther, Prediger Salomo 1,8); abwertend
1.2 ›überdrüssig‹, ursprünglich mit Genitiv: ich bin des trocknen Tons nun satt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2009), des Lebens satt seyn (L169 Matthias Kramer), so heute literarisch, dazu lebenssatt; ursprünglich Genitiv auch in ich bin es satt, als Akkusativ aufgefaßt: Ich bin es satt, ihr sagt, das seyd ihr auch (A239 William Shakespeare/ Schlegel, Kaufmann 1,1), wenn er alsdann das schöne Gesicht satt wäre (Lessing), so eine [Frau] wird man nimmer satt (Goethe); auch mit zu und Infinitiv: er wird nicht satt sie zu loben, ich bin (es) satt, immer auf ihn zu warten; infolge ungenauer Verknüpfung
2 ›in genügender Menge vorhanden‹, substantivisch in ich habe es satt, worin es wieder aus einem Genitiv in einen Akkusativ umgedeutet ist; der Genitiv noch im 18. Jahrhundert: der Steine von Thüringen hab' ich nun satt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 21.9.80), vereinzelt mit an: ich hab so satt am Lizentieren, so satt an aller Praxis (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom August 1771), veraltet ich bin reich und habe gar satt (Luther), das ist ihm Werkzeugs satt (Fleming); norddeutsch umgangssprachlich daß du genug und satt kriegst (zu einem gierigen Menschen), nachgestellt: er hat geld satt (1881; L059 DWb), so auch zuweilen satt essen (entsprechend schon im Gotischen) wie sich satt essen: arm bin ich zwar, doch eß' ich satt(G.A.Bürger); entsprechend sobald sie satt der Lust gepflogen(G.A.Bürger), satt hab' ich gelebt (A222 Friedrich Schiller, Semele 1); als attributives Adjektiv und Adverb: satter Bericht, Grund, mit satten argumenten (1563; L059 DWb), wofür dann sattsam (s. unten); im Sinne von ›selbstzufrieden‹: mit der reichen, satten miene(Klinger; L059 DWb); von einer älteren Bedeutung ›dicht‹ (eine satte Mauer) ausgehend
3 von Farben ›intensiv‹ (und jetzt zu ›gesättigt‹ umgedeutet), schon mhd. satbla, satrot, ahd. satcra.
sattsam zunächst (Luther) ›üppig, übermütig‹; seit Mitte des 17. Jahrhunderts (L284 Justus Georg Schottelius) entsprechend satt(2), so bis ins 19. Jahrhundert adverbial und adjektivisch vielfältig gebraucht, heute zumeist adjektivisch zum Ausdruck von Geringschätzung in der Verbindung sattsam bekannt: seine weiszheit, die doch sattsamb bekandt war (1696; L059 DWb);
sättigen mhd. set(t)igen; ›Hunger stillen‹, reflexiv, präpositional mit an, mit, ohne Objekt: die Mehlspeisen sättigen wol (L169 Matthias Kramer), das Mittel der Sättigung frühneuhochdeutsch und literarisch im Genitiv: nachdem wir der Kost uns gesättigt und des Getränkes (Voß); übertragen ›befriedigen‹: eines Geitz sättigen (L169 Matthias Kramer), transitiv und präpositional mit mit, im Partizip Perfekt ›angefüllt‹, präpositional mit von, mit: mit worten gesättigt (Pestalozzi; L059 DWb), gesättigt bin ich von Entsetzen (A222 Friedrich Schiller, Macbeth 5,5); danach fachsprachlich, von Farben (L003 Johann Christoph Adelung 1777) ›voll‹ (ohne Beimischung), ⇓ "S041" chemisch (ebenda) ›nicht mehr aufnahmefähig‹, so heute auch in der Wirtschaft, wenn Angebot und Nachfrage einander entsprechen: der Markt ist gesättigt.