Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sanft
ahd. samfti, mhd. senfte, semfte (Adverb sanfte, samfte); westgermanisch (engl. soft); wurzelverwandt ⇑ "sammeln", "samt"; Gegensatz "rauh", "hart",1.1 auf Sinneseindrücke bezogen ›angenehm‹: sanffter… wind (L200 Josua Maaler), sanfte Hande (L169 Matthias Kramer), eine sanfte Stimme (L003 Johann Christoph Adelung 1777), sanft wie das Morgenlicht (Utz; L003 Johann Christoph Adelung 1777), unter sanftem druck (Wieland; L059 DWb); im Sinne von ›schmerzfrei‹ heute fest in der Verbindung sanfte Geburt (1980 Der Spiegel, Nr. 31); Gegensatz ↑ "steil": eine sanfte Anhöhe (L003 Johann Christoph Adelung 1777); im Sinn einer Zustandsbezeichnung
1.2ruhig‹: sanffter schlaaff (L200 Josua Maaler), ein sanfter Tod (L169 Matthias Kramer), ↑ "entschlafen" (L033 Joachim Heinrich Campe) ›sterben ohne zu leiden‹; sanft tun (mhd. ) ›wohltun‹ bis ins 19. Jahrhundert; als Charaktereigenschaft
1.3friedfertig‹, Gegensatz ⇑ "herrisch", "unerbittlich", v. a. auf Mädchen und Frauen bezogen: si was kiusche, senfte gar (Ulrich von Lichtenstein; L059 DWb); von Tieren wie "fromm", Gegensatz ↑ "wild": das schaf… ist ain sänftez tierl(Konrad von Megenberg; L059 DWb); speziell von einer bestimmten Verhaltensweise im Sinne von ›nachsichtig‹, Gegensatz "streng": antworte jm freundlich vnd sanfft (A180 Martin Luther, Sirach 4,8), sanft regieren (L003 Johann Christoph Adelung 1777), sanft zu sein, zur Unzeit,… ist feig! (A131 Friedrich Hölderlin, Hyperion 95), in der festen Verbindung: Die du… ./ … mit sanfter Gewalt höher und weiter mich triebst (A131 Friedrich Hölderlin, Der Wanderer), sanfte ermahnung (Schiller; L059 DWb); zur Gegenwart hin auch abwertend
auf die sanfte Tour (L097 GWb) ›betont freundlich zur Erreichung eines Ziels‹; seit Anfang der 1970er Jahre (vgl. L315 Georg Stötzel/ L315 Martin Wengeler 643) auch
1.4 im Energiebereich aufwertend ›alternativ‹: sanfte Energie (vgl. Bebermeyer, in: L300 Sprachspiegel 37,98ff.), danach weiter verbreitet, sanfte Chemie, so dann auch in der Werbung.
Sanftmut (A180 Martin Luther, Galater 5,23) ⇓ "S075" rückgebildet aus ahd. sanftmuoti, mhd. senftmüetec, ↑ "Demut"; Du… hauchst uns Sanftmuth in die Seele (A131 Friedrich Hölderlin, Am Tage der Freundschaftsfeier);
Sänfte ahd. semfti, mhd. senfte; anfangs und bis ins 18. Jahrhundert ›Ruhe, Bequemlichkeit‹; seit dem Frühneuhochdeutschen ⇓ "S027" übertragen in heutiger Bedeutung ›Tragstuhl‹: eine Senffte… von holtz aus Libanon (A180 Martin Luther, Hohelied 3,9);
sänftigen mhd. senftigen; seit dem 18. Jahrhundert (vgl. L033 Joachim Heinrich Campe) nur noch literarisch ›beruhigen‹: zu sänftigen die Leidenschaft(A075 Johann Wolfgang von Goethe,13,145), (daß sie) sänftige der Wellen Zorn (Schiller);
besänftigen im 17. Jahrhundert besänften (vgl. L059 DWb), »das heute übliche wort« (L059 DWb) für ›beruhigen‹.
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