Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Salon
< franz. salon(1703; L081 FWb);1repräsentativer Raum, insbesondere für Empfänge und Gesellschaften‹ (heute eher historisch). Im 19. Jahrhundert war der Salon als der Ort feiner Manieren und künstlerisch-literarischer Unterhaltung auch in bürgerliche Haushalte eingeführt (gute Stube ↑ "Stube"); vgl. Hoffmann von Fallersleben Deutsche Salonlieder (1844); L388 Wilhelm Heinrich Riehl 1855 kulturkritisch: Der Salon… hat das Familienzimmer in die zweite Linie geschoben; er ist zum bedeutsamsten Raum des modernen Hauses geworden (Die Familie, Neudruck 1861, 218). Weiterhin
2.1öffentlicher Saal, insbesondere für Ausstellungen‹ (↑ "Galerie"), auch übertragen ›Ausstellung‹ (Der Salon: Titel einer Schriftensammlung von Heine, 1834–40); im 20. Jahrhundert schließlich
2.2(eleganter) Geschäftsraum, insbesondere für individuelle Dienstleistungen‹, v. a. im Bereich der Mode und Kosmetik. Heute ist Salon gewöhnlich Kurzwort für Friseursalon, ferner Grundwort in Zusammensetzungen wie Kosmetiksalon, Schönheitssalon, Modesalon (Bedeutung [2.2]) oder (z. B. Pariser) Autosalon (Bedeutung [2.1]). ↑ "Wohnung". Zu Salon(1)
Salondameelegante Dame von Welt‹ (Die Salondame, Titel eines Lehrbuches 1867; L081 FWb), heute Bezeichnung eines Rollenfachs im Theater;
salonfähig (1852; L081 FWb) ›von guten Manieren, vorzeigbar‹, häufig negiert nicht salonfähig, auch auf anrüchige Witze bezogen; daran anschließend (ähnlich wie Freizeit-, Sonntags-) Zusammensetzungen wie Salonkommunist, Salonbolschewist, Salonfaschismus (1929 A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 3,111), Salontiroler;
Salonlöwe Der junge Salonlöwe (Kapitel in T.Tóth, Bildung der jungen Menschen, Freiburg 2. Aufl. 1929) ›bewunderter Mittelpunkt einer Gesellschaft, blendender (eher oberflächlicher) Unterhalter‹, ↑ "Löwe";
Salonmusik (1836 R.Schumann; Fellinger 133, s. unten);
Salonwagen (L111 Johann Christian August Heyse 151873) ›besonderer, elegant eingerichteter Eisenbahnwagen (für hochgestellte Persönlichkeiten)‹, heute historisch. Vgl. I.Fellinger, Die Begriffe Salon und Salonmusik in der Musikanschauung des 19. Jahrhunderts, in: C.Dahlhaus (Hg.), Studien zur Trivialmusik des 19. Jahrhunderts,1967,131ff.
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