Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Sakrileg
Mitte des 16. Jahrhunderts < aus lat. sacrilegiumTempelraub, Religionsschändung‹ (zu lat. sacra ›Heiliges‹ und legere ›auflesen, stehlen‹), bis ins 19. Jahrhundert und vereinzelt noch im 20. Jahrhundert in der lateinischen Form Sakrilegium: So erblickte das Kind des Sacrilegiums und des Ehebruchs das Tageslicht (Görres 1836–42; L081 FWb), zunächst auf den religiösen Bereich beschränkt1Frevel gegenüber Personen, Gegenständen oder Stätten religiöser Verehrungsünd und sacrilegium (1555; L081 FWb), … den Ursprung der Prozession auf das Sakrileg eines Soldaten zurückführt, der die heimlich im Munde mitgebrachte Hostie verbrannt haben soll, um durch ihre Asche unverwundbar zu werden (A215 Rainer Maria Rilke, Furnes, 6,1012), seit dem späten 18. Jahrhundert auf außerreligiöse Bereiche übertragen
2Vergehen, Frevel oder Beleidigung gegen Stätten, Personen und Gegenständegewissermassen ein Sacrilegium… in das anvertraute Gut eines Verstorbenen hineinzupfuschen (1783; L081 FWb), ironisch erweitert: Vater in Unterhosen… der Gedanke allein erscheint uns ja allen als ein Sakrileg (Andres, Hochzeit; L337 WdG);
sakrilegisch (L266 Daniel Sanders FWb) ›frevelhaft, gotteslästerlichEin sakrilegisches Verbrechen (Wieland; L151 Josef Kehrein), vereinzelt sakrileg: Alle [Beichten] haben dieser sacrilegen und verdammten geglichen (Görres 1836–42; L081 FWb).
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