Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
rüsten
ahd. (h)rusten; westgermanisch (mittelniederländ. rusten); anfangs ›schmücken‹ (L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold), nur noch in einigen oberdeutschen Mundarten (L320 Trübner);1.1bereitmachen‹, am gebräuchlichsten mit personalem Objekt (häufig sich rüsten), jedoch auch mit nichtpersonalem Objekt und grammatikalisch absolut; »in der nhd. schriftsprache.. der gehobenen redeweise angehörig« (L059 DWb): ihm ein Bad zu rüsten(Schiller), zu rüsten dir das Mahl (Goethe); übertragen: nie warst du zu einem Sieg der Schönheit gerüsteter(A222 Friedrich Schiller, Stuart 2,9); die kriegerische Bedeutung
1.2zum Kampf bereitmachen‹, grammatikalisch absolut (mhd. ; L059 DWb), im Partizip gerüstet dominierend (L320 Trübner); übertragen: Auch geistig müßten wir gerüstet sein, wenn der Grieche uns angreife (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 73); oft auch
1.3sich zu einer Reise bereitmachen‹: In derselben Nacht rüstet Peachum zum Aufbruch (B.A025 Bertolt Brecht, Dreigroschenoper; 2,459); fachsprachlich
2ein Baugerüst aufschlagen‹ (frühnhd.), ↑ "Gerüst";
Rüstzeug (L037 Petrus Dasypodius 1536) ›Werkzeug‹, auch »Zeug für einen Kriegszug« (L109 Moriz Heyne), bei A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 9,15 übertragen: Denn dieser ist mir ein ausserwelt Rüstzeug, so bis heute, z. B. wissenschaftliches Rüstzeug, ↑ "Zeug";
Rüstung ahd. rustungaEinrichtung, Werkzeug‹; im Neuhochdeutschen
1 »Zurüstung und dazu Gehöriges« (L109 Moriz Heyne), Rüstung zu einem Mahl, einer Reise; auch vom Baugerüst; dann spezieller
2"S136"Vorbereitung für einen Kriegszug‹, berieffen sie alle die zur Rüstung alt gnug (A180 Martin Luther, 2.Könige 3,21), auch ›Kriegsgerät‹, speziell ›Schutzkleidung der Ritter‹ (dafür mhd. panzer); heute umfassender
3Gesamtheit der militärischen Maßnahmen und Mittel eines Staates‹, nur im Singular, dazu die Zusammensetzungen Rüstungsindustrie (L320 Trübner), Rüstungshaushalt: erst lumpige 65000 Tage sind seitdem vergangen? (Wo wir doch ›Rüstungshaushalte‹ von 90 Milliarden gewöhnt sind!) (1966 A.A226 Arno Schmidt, Trommler 189), Rüstungswettlauf (1964; L097 GWb), Rüstungswahn: Der atomare Rüstungswahn (A053 Claus Eurich, Megamaschine 11);
rüstig mhd. rustec; die ursprüngliche Bedeutung ›kampfbereit‹, im 17. Jahrhundert untergegangen, ⇓ "S148" wiederbelebt von A.W.Schlegel: ist Heinrich Herefort rüstig?– (Antwort) in voller Wehr, begehrend einzutreten. Die jetzige Bedeutung ›kräftig, vital‹ schon bei Luther, v. a. auf alte Menschen bezogen, um deren Lebenskraft hervorzuheben. Adverbial z. B. rüstig voranschreiten heute veraltet.
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