Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ruhm
ahd. (h)ruom, mhd. ruom, deutsch-niederländisch (mittelniederländ./ niederländ. roem), anfangs wohl1kriegerisches Sichrühmen‹. Aus der gleichen Wurzel stammt ein anderes gemeingermanisches Wort, ahd. hruod- als erstes Glied von Eigennamen, erhalten in Rudolf, Ruprecht (aus Hruodberaht), Rüdeger; früher auch
1.1das Rühmen‹: Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Ruhm (cantabunt laudem) (Luther); ferner auch
1.2Ruhmsucht, Prahlerei‹: nun aber rühmet euch in eurem Hochmut, aller solcher Ruhm ist böse (Luther); die heute vorherrschende Bedeutung
2weitreichendes hohes Ansehen‹ schon althochdeutsch vorgegeben: Wieviel Glanz, Ehre und Ruhm hab ich verlöschen sehen (A210 Wilhelm Raabe, Galeere 419), wobei… der Begriff ›Ruhm‹… zerbröselte und sich auflöste in ›Bekanntheitsgrad‹, ›Prominenz‹, ›Berühmtheit‹ (A069 Robert Gernhardt, Glück 84).
ruhmredig (1642; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S230" volksetymologisch umgedeutet aus frühnhd. ruhmrettig (Luther) ›sich Ruhm bereitend‹, dann in der heute gehobenen Bedeutung ›prahlerisch, sich selbst rühmend‹;
rühmen ahd. (h)ruomen, mhd. rüemen; ›überschwenglich loben‹, frühneuhochdeutsch auch intransitiv ›sich rühmen‹: ich sprach zu den Ruhmredigen: rühmet nicht so (Luther). Jetzt ungewöhnlich, aber noch im 18. Jahrhundert üblich ist es, dasjenige, was man rühmend ausspricht, als Objekt zu setzen, durch einen Satz oder durch ein Pronomen ausgedrückt: was ich vor ihm von euch gerühmet habe (Luther), wann ich nur eben dieses auch von seiner Zufriedenheit rühmen könnte (Schiller), Ich hab' es öfters rühmen hören / ein Komödiant könnt' einen Pfarrer lehren (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,526). Gewöhnlich steht der gelobte Gegenstand als Objekt. Die Ursache, derentwegen etwas gerühmt wird, wird durch wegen angegeben, bei sich rühmen auch durch den Genitiv: er rühmt sich dieser Tat; dafür frühneuhochdeutsch auch von: so ich auch etwas weiter mich rühmte von unserer Gewalt (Luther). Neben sich rühmen auch häufig ein Satz mit daß oder zu mit dem Infinitiv. Veraltet ist prädikatives Adjektiv oder Substantiv neben dem Akkusativ (Nominativ bei passivischer Konstruktion) im Sinne von ›nennen‹: viele Menschen werden fromm gerühmt (Luther), Pandorens Tochter, meine Tochter rühm' ich sie (Goethe); der Akkusativ ist hierbei meist als solcher nicht erkennbar und so konnte er neben sich rühmen wohl auch als Nominativ empfunden werden, so konnte A075 Johann Wolfgang von Goethe dazu kommen zu schreiben bist du der Mann, der du dich rühmst (Tasso 1384), wobei allerdings auch die Konstruktion der du zu sein dich rühmst eingewirkt haben wird; daneben erscheint frühneuhochdeutsch Verbindung mit für: ein Verständiger wird gerühmet für einen weisen Mann (Luther), jetzt nur üblich: man rühmt ihn als sparsam, als einen Staatsmann;
rühmlich ahd. hruomlihho, mhd. rüem(e)lich, bis ins 18. Jahrhundert auch ›prahlerisch‹; seit dem Mittelhochdeutschen in der heutigen Bedeutung ›zum Ruhm gereichend, löblich, rühmenswert‹.
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