Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
rot
ahd. / mhd. rot, gemeingermanisch (got. rauþs, altnord. rauðr, engl. red) mit weitverzweigter Verwandtschaft in den anderen indogermanischen Sprachen (lat. rufus, ruber). Wie bei anderen Farbbezeichnungen war der Sinn ursprünglich nicht so bestimmt wie jetzt. Das Feuer wird früh als rotbezeichnet, ferner Gold und Kupfer (keinen roten Heller, RotgießerKupfergießer‹); wir sprechen allgemein von rotem Haar, wiewohl es keins von rein roter Farbe gibt, ebenso ist die Haut der RothäuteIndianer‹ nicht rein rot. Diese Gebrauchsvielfalt literarisch persifliert bei A237 Kurt Schwitters: Blau ist die Farbe Deines gelben Haares, / Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels (Anna Blume). In politischer Bedeutung »farbe des krieges« (nach der Farbe des Blutes) bzw. der »revolutionären« und »radicalen gesinnung« (L059 DWb), wohl auch mit Bezug auf das Morgenrot des beginnenden Tages: und uns're fahn ist roth! (Freiligrath; L059 DWb), Ich wundere mich, daß es tatsächlich so viele rote Physiker gegeben haben soll? Es ist vielleicht eine Generationenfrage (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 221), ⇓ "S045""S231" rote Socke(n)linientreues SED-Mitglied, Vertreter des alten DDR-Systems‹, schon vor 1989 »im nichtöffentlichen Sprachgebrauch« abwertend zum Ausdruck von Spott verwendet (L131 H/ S/ T 323,331f.), zur Bezeichnung der Koalition von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen Rot-Grün (Wort des Jahres 1998), ↑ "grün";⊚⊚ rot sehenwütend werden‹ nach der erst in neuerer Zeit (Bismarck; L258 Lutz Röhrich) belegten Redensart ein rotes Tuch für jmdn. sein: In Greifswald ist eine Vakanz. Aber für den Ordinarius Ziegler sind sie das rote Tuch (A181 Otto Mainzer, Prometheus 9), nach dem roten Tuch, mit dem man beim Stierkampf die Stiere reizt. rot werden/ sein als Ausdruck von Verlegenheit und anderen starken Gefühlen spätmittelhochdeutsch (Konrad von Megenberg; L059 DWb), ebenso röten, mhd. rœten (L059 DWb) und "erröten" (16. Jahrhundert; L059 DWb),
jmdm. die rote Karte zeigenseine Pläne durchkreuzen‹, übertragen nach ⇓ "S134" rote Karte im Fußball: ist zur Zeit noch völlig offen, wie die Behörde entscheiden wird. Es gebe bisher… »keine rote Karte«(1990 FAZ, Nr. 9,11), roter Faden ↑ "Faden". Viele Zusammensetzungen mit rot, darunter Tierbezeichnungen wie Rotauge (ein Fisch), Rotkehlchen, Rotschwänzchen, Rotfink, Rotwild; Pflanzenbezeichnungen wie Rotbuche, Rottanne, Rotkohl (roter/ weißer Kohl laut einem Kalenderblatt vom August 1995 bereits bei Hildegard von Bingen; anderwärts "Blaukraut", vgl. L171 Paul Kretschmer 572).
Röte (1482; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›rote (Gesichts-)farbe‹, auch ›Krankheit mit rotem Hautausschlag‹;
Rötelrötliches Mineral‹ (woraus Rotstifte verfertigt werden);
Röteln (Plural) 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, ›Infektionskrankheit‹ (die rote Flecke kennzeichnen);
Rotkäppchen Neutr. , ohne Plural, ⇓ "S050" Diminutiv zu Rotkappe (s. unten), zur Bezeichnung der Märchenfigur »als Name eines Kindes« mit roter Kappe (vgl. Grimm, KHM 109; L059 DWb); bei L033 Joachim Heinrich Campe noch für »Pilze mit rothem Hute« (L033 Joachim Heinrich Campe 1809), dafür ebenfalls der Ausdruck
Rotkappe Fem. , ›eßbarer Röhrling‹, auch metonymisch: »vornehmer Geistlicher in der Römischen Kirche.. Kardinal« (ebenda) (↑ "Kardinal"), Es waren einige… unter den Rothkappen durch Bitten und falsche Vorstellungen meiner Feinde bewegt (Goethe; ebenda);
RotlaufRose‹ als Krankheitsbezeichnung, Anfang des 15. Jahrhunderts als ⇓ "S124" Lehnübersetzung von griech. erysípelas (-lauf ahd. louftSchale‹), erst im 19. Jahrhundert Tier-, insbesondere Schweinekrankheit;
Rotspon"S159" norddeutschen Ursprungs ⇓ "S234"Rotwein vom Faß‹ (mittelniederdt. span›Faß‹; Sponwein 1594; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).
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