Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
romantisch
< ⇓ "S059" engl. romantic bzw. franz. romantique (das auf das englische Adjektiv zurückgeht);1romanhaft‹ (1698 G.Heidegger; L320 Trübner), älter dafür romanisch (L284 Justus Georg Schottelius 1663: Romansch), ursprünglich in enger Bedeutung auf den Prosaroman bezogen ›nach Art der Romane‹; ⇓ "S075" dann ab Mitte des 18. Jahrhunderts
2 allgemein ›poetisch‹ (1740 Breitinger; L081 FWb), daher ›wunderbar, abenteuerlich, außerordentlich‹, auch unter erneutem englischem Einfluß ›stimmungsvoll, malerisch, idyllisch, dunkel, geheimnisvoll‹, auf Menschen bezogen ›gefühlvoll, schwärmerisch, überspannt‹, nicht immer ganz leicht von (1) zu scheiden; seit Anfang des 19. Jahrhunderts
3 zunächst auf die Poesie von Mittelalter und Rittertum bezogen, dann als Epochenbezeichnung ›den ästhetisch-politischen Zielen der Romantik verpflichtet‹ (1799 Tieck; L320 Trübner), H.Heine, Die romantische Schule (erster Titel von 1833 »Zur Geschichte der neueren schönen Literatur in Deutschland«), Gegenwort zu ↑ "klassisch".
Romantik zunächst
1das Romanhafte, Phantastische‹ als Eigenschaft eines Romans (1790; L081 FWb), bei Novalis auch ›Theorie und Technik des Romans‹ (1798; ebenda); dann Anfang des 19. Jahrhunderts
2"S061" Epochenbezeichnung ›geistige, künstlerische, literarische Gegenbewegung zur Klassik, die das Volkstümliche, Nationale, aber auch das Subjektive, Gefühlsmäßige, Irrationale betonte‹, in einigen europäischen Ländern mit Hinwendung zum Christentum verbunden, insgesamt durch starkes Naturempfinden geprägt (1802; L081 FWb); von daher seit Mitte des 19. Jahrhunderts
3romantische Wesensart, abenteuerliches Leben‹ (1845; L081 FWb), oft auch abwertend ›Weltfremdheit‹: so wie die Anwendung medizinischer Terminologie die Liebe tötet, so tötet ein gutes nationalökonomisches Vokabular die Verblasenheit aller Standesromantik (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,75);
Romantiker
1Romanschreiber‹ (1802 Novalis; L081 FWb), heute nur noch historisch;
2Vertreter der romantischen Bewegung‹ (1834; L081 FWb), so jedoch meist nicht von diesen selbst gebraucht; daneben in der heute vorherrschenden Bedeutung
3Schwärmer, Gefühlsmensch‹ (1833 Tieck; L081 FWb).
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