Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
rinnen
ahd. rinnan, gemeingermanisches starkes Verb (got./ altengl. rinnan, ablautend engl. run), ↑ "rennen"; von langsam und in kleineren Mengen fließenden Flüssigkeiten gebraucht, auf andere Gegenstände übertragen, gleichwie der Sand des Stundenglases rinnt (Schiller), das eigene Leben rann so still (Freytag), mit dem Begriff der Schnelligkeit und großen Menge auf Zeit (L308 Kaspar Stieler) und Geld bezogen; im Sinne von ›undicht sein‹, wenn der Gegenstand, aus dem eine Flüssigkeit kommt, Subjekt ist (↑ "fließen"): ein Faß, die Augen rinnen, meine Augen rinnen mit Wasserbächen (Luther). Ursprünglich auch auf die Bewegung fester Gegenstände bezogen; z. T. durch "rennen" verdrängt, an dessen Stelle es mitunter auch in neuerer Zeit vorkommt, aber wohl erst durch sekundäre Vermischung, z. B.: wer hier erschrak und aus dem Garten rann, das waren Hanne und Johann (Lessing), als er keuchend an mir vorbei rann(Heine). Doch doppeldeutig bei Luther: daß der Haufe [der Philister] zerrann.Rinne ahd. rinna; ›Furche (durch die Wasser fließen kann)‹, kurz für
Dachrinne (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482) und
Fahrrinne (1880; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache);
Rinnsal Neutr. 15. Jahrhundert (früher auch Mask. ) ›kleines Gewässer‹: Lichtreflexe auf einem versickernden & austrocknenden Rinnsal (R.D.A027 Rolf Dieter Brinkmann, Schnitte 103), früher auch ›Flußbett, Rinne‹;
Rinnstein (1545; L059 DWb) ›Gosse‹.
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