Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ring
ahd. (h)ring, altgermanisch (entlehnt finn. rengas, altnord. hringr, engl. ring); seit dem Althochdeutschen auf das Schmuckstück bezogen im Gegensatz zum größeren ↑ 1"Reif", kurz für Fingerring, Symbol für eine Vereinigung, vgl. Ehering, Verlobungsring, als Amts-, Herrschaftssymbol, Amtsring, Siegelring, mit magischer Kraft: Vor grauen Jahren lebt' ein Mann… , / Der einen Ring… besaß. Der… / … hatte die geheime Kraft, vor Gott / Und Menschen angenehm zu machen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 3,7), danach Ringparabel; in der älteren Sprache häufig auch für einen Kreis von Personen, namentlich in feierlicher Versammlung, daher einen Ring (um jmdn. ) schließen; ferner für den zum Zweikampf abgesteckten Platz, so noch heute für Boxring, neuer als Kurzbezeichnung Jahresring des Baumstamms. Um 1875 nach amerikanischem Vorbild (1869) als Bezeichnung einer geschlossenen Interessentengruppe Kohlenring, Petroleumring, wofür heute ↑ "Kartell" (L181 Otto Ladendorf). Ostmitteldeutsch ›Marktplatz‹, vielleicht volksetymologische Umdeutung von slaw. ryn(e)k ›Markt‹: ›Breslauer Ring‹… »So viel ich weiß, kommt das aber vom polnischen ›Rynek‹« (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 43). Der verkürzte Genitivrings (1. Hälfte des 16. Jahrhunderts; W.L244 Wolfgang Pfeifer) adverbial gebraucht ›im Kreis, auf allen Seiten‹, Zusammensetzungen ringsum, ringsumher, ringsherum, zuweilen auch ringsher (öfters bei Voß: ringsher strotzten von Käse die Körb');
Ringel"S077" Mask. (früher auch Neutr. ), ahd. ringila, mhd. ringel(e); ›ring- oder kreisförmiges Gebilde, Musterdieser vogel… hat einen weiszen ringel um den hals (1746; L059 DWb), dazu Ringeltaube (frühnhd.; L059 DWb), im Plural ›Haarlocken‹, landschaftlich ›rundes Gebäck‹; bei A.W.Schlegel Ringelgedicht, für franz. rondeau, nachdem ⇓ "S071" Schottels Übersetzung Ringelreim durch die Bedeutungsänderung von ↑ "Reim" nicht mehr präzise genug war; als Femininum Bezeichnung verschiedener Pflanzen (ahd. ), dafür gewöhnlicher Ringelblume;
Ringelpiez Mask. umgangssprachlich, wohl »von Berlin aus« (L055 Duden Herkunftswb.) verbreitet, zweiter Bestandteil poln. piec ›singen‹, also eigentlich ›Tanz mit Gesang‹ und deshalb verallgemeinert ›geselliges Beisammensein‹ (1928 Berein, L177 Heinz Küpper), redensartlich
Ringelpiez mit Anfassen (L099 3GWb), variiert das ist kein Ringelpiez mit dranpacken (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 81);
Ringelspiel"S164" österreichisch ›Karussell‹ (↑ "Karussell") (19. Jahrhundert; L059 DWb) (vgl. Ringspiel A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,10413);
Ringelreihen ein Kindertanz (18. Jahrhundert; L059 DWb) ↑ "Reigen";
ringeln mhd. ringeln; ›kreisförmig schlingen‹: in einen Kranz geringelt (Schiller), attributiv im Partizip Perfekt auf dem geringelten Tuch (als Unterlage für eine auf dem Kopf getragene Last) (Goethe); sich ringeln, Locken ringeln;
Ringelnatter (1793; L059 DWb).
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