Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
riechen
ahd. riohhan, mhd. riechen, altgermanisches starkes Verb (altnord. rjuka, engl. reek), anfangs ›rauchen, dampfen‹, (min küche riuchet selten Wolfram von Eschenbach, Parzival 485,7), noch jetzt mundartlich oberdeutsch, hierfür nhd. "rauchen"; seit dem Mittelhochdeutschen in den Bedeutungen1 intransitiv ›Geruch von sich geben‹, ohne Zusatz etwas riechtgibt unangenehmen, schlechten Geruch von sich‹; Körper rochen faulig wie große abgegriffene Geldscheine (R.D.A027 Rolf Dieter Brinkmann, Schnitte 85);
2 transitiv ›Geruch empfinden‹, umgangssprachlich auch häufig ›wittern, ahnen, merken‹:
⊚⊚ den Braten riechen (1566 Luther; L320 Trübner), Lunte riechen (L308 Kaspar Stieler 1691): Da roch ich nun gleich Lunte / daß darinnen der große Mogol residieren würde (1696 Ch.A213 Christian Reuter, Schelmuffsky 60), jmdn. nicht riechen [›ausstehen‹] können (1794 Jean Paul; L320 Trübner); ich rieche den realpolitischen Redner… , aber ich kann ihn nicht riechen (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,216); auch nominalisiert
Riecher (L308 Kaspar Stieler) [norddeutsch ›Nase‹];
den richtigen Riecher haben (1846 W.Alexis; L258 Lutz Röhrich) ›sicheres Gefühl, mit dem man die (zumeist günstige) Lage für sich ausnutzt‹, Sein »Riecher« meldete ihm bereits… zur Zeit der Brüningschen Bankensperre, daß etwas stank im Staate Deutschland (A181 Otto Mainzer, Prometheus 422).
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