Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Rezeption
(S.L261 Simon Rot 1571) < (mittel)lat. receptio (↑ "Rezept");1 zunächst in der heute veralteten Bedeutung ›Aufnahme, Beherbergung (eines Gastes)‹, auch ›Aufnahme eines neuen Mitglieds in eine Gemeinschaft‹, speziell ⇓ "S211" studentensprachlich ›Aufnahme eines Studenten in eine Verbindung‹, daran anschließend die heutige Bedeutung ›Empfangsschalter, Empfangsbüro im Foyer eines Hotels, Krankenhauses‹ (frühes 20. Jahrhundert; L081 FWb); ⇓ "S025" seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der heute dominierenden Bedeutung
2Aufnahme fremden bzw. neuen Kultur-, Gedankenguts‹, besonders in der Rechtsgeschichte: die sogenannte Rezeption des Römischen Rechts (1844; L081 FWb), Rezeptionsprozeß; speziell ⇓ "S127"verstehende Wahrnehmung, Aufnahme eines künstlerischen oder wissenschaftlichen Werkes, Reaktion auf ein solches bzw. kritische Auseinandersetzung mit einem solchen Werk‹, vgl. Rezeptionsästhetik, Rezeptionsgeschichte, auch auf eine Strömung bzw. Epoche bezogen: Rezeption der Moderne.
Rezipient (1557; L081 FWb) < lat. (vas) recipiens ›aufnehmend(es Gefäß)‹. Zunächst in Chemie und ⇓ "S169" Physik
1Auffanggefäß bei der Destillation‹, später übertragen ›Auffangbecken‹; ⇓ "S147" seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu Rezeption(2)
2jmd. , der ein wissenschaftliches oder künstlerisches Werk wahrnimmt, kritisch aufnimmt; Hörer, Leser, Zuschauer, der sich mit einem solchen auseinandersetzt‹;
rezipieren (1591; L081 FWb); zunächst
1 zu Rezeption(1) ›jmdn. in eine Gemeinschaft aufnehmen‹, heute nur noch studentensprachlich ›in eine Verbindung aufnehmen‹; seit Anfang des 18. Jahrhunderts zu Rezeption(2)
2.1fremdes, neues Gedankengut, Kulturgut annehmen/ aufnehmen‹, vgl. rezipiertes Recht; seit Mitte des 20. Jahrhunderts
2.2ein wissenschaftliches oder künstlerisches Werk verstehend aufnehmen, wahrnehmen‹;
Rezeptivität (1767; L081 FWb); ›Empfänglichkeit, Aufnahmefähigkeit‹, besonders in ⇓ "S180" Psychologie und Ästhetik auf die Wahrnehmungsfähigkeit von Außenreizen bezogen, dazu
rezeptiv ein freier receptiver Geist(Herwegh 1840; L081 FWb).
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