Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Reue
"S075" ahd. (h)riuwa, mhd. riuwe, westgermanisch, mit altnord. hryggr›traurig‹ verwandt, früher ›Seelenschmerz‹ schlechthin, ahd. ⇓ "S029" verengt ›Schmerz über etwas, was man selbst getan oder unterlassen hat und das man wiedergutmachen möchte‹, eine Entwicklung, die sich aus der häufigen ⇓ "S110" Verwendung im kirchlichen Sinne (Reue und Buße) ergeben hat, Reue zeigen, empfinden;reuen westgermanisch, ursprünglich starkes Verb (engl. rue). An die ältere allgemeine Bedeutung schließt sich noch eine mundartliche Verwendungsweise: wie mich die Mutter reutwie mich ihr Tod schmerzt‹ (Pestalozzi). Seit dem Althochdeutschen in der heute gehobenen Bedeutung ›Bedauern über eine selbst begangene Tat hervorrufen/ empfinden, leid tun, ungeschehen machen wollen‹, frühneuhochdeutsch, auch später noch, auch unpersönlich konstruiert, mit Genitiv: er ist gnädig und reuet ihn bald der Strafe (Luther); mit über: es rewete die Kinder Jsrael vber Ben Jamin jre brüdere (A180 Martin Luther, Richter 12,1). Schon althochdeutsch wird zu reuenauch die Person, die Schmerz empfindet, als Subjekt gesetzt: wo du reuend nimmer und nimmer Gnade finden kannst (Schiller); dieser Gebrauch dauert am längsten bei dem Partizip Präsens fort: dich deiner Vermessenheit dann und wann reuend zu erinnern (Lessing), das gleiche Subjektsverhältnis bei bereuen.
gereuen bezeichnet ursprünglich den Eintritt des Zustandes: es wird dich noch gereuen gegen reut es dich noch immer?, heute veraltend.
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