Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Republik
⇓ "S175" im späten 16. Jahrhundert (1578; L081 FWb) als Respublik, Respublic < lat. res publica›Gemeinwesen, Staat‹, eigentlich ›öffentliche Sache‹ entlehnt. Seit dem frühen 17. Jahrhundert sind die von franz. république beeinflußten Schreibungen ohne snachweisbar. Republik hat zunächst die weitere Bedeutung1 ›Gemeinwesen, Reich‹; dann nach italienischem Vorbild
2 ›oligarchischer Stadtstaat‹, auch auf die Regierungsform der Niederlande und der Schweiz bezogen; im 18. Jahrhundert unter dem Einfluß englischer (Locke) und französischer (Montesquieu, Rousseau) Denker abgegrenzt und ⇓ "S029" in der heute dominierenden Bedeutung
3 ›auf einen Gesellschaftsvertrag gegründete Staatsform mit einer demokratisch-parlamentarischen Verfassung und verwirklichter Gewaltenteilung‹ mehr oder weniger deutlich begrifflich umrissen. Als politisches ⇓ "S192" Schlagwort im Kampf um die Machtbeteiligung des Bürgertums vor allem durch die Errichtung und Proklamation von Republiken in Nordamerika (1776) und Frankreich (1792ff.) beeinflußt. I.Kants lang nachwirkender Begriff von Republik als einer repräsentativ-gewaltenteiligen Staatsform war z. B. in der Auseinandersetzung mit Sieyès (1791) entwickelt. Als Gegenbegriff zu ↑ "Aristokratie" und ↑ "Monarchie" im 19. Jahrhundert vor allem durch den Vormärz und die Revolution von 1848 auf den heutigen Begriff eingeengt. Als Kampfbegriff mit polarisierender Wirkung hatte das Wort in der Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Anhängern der Weimarer Republik (1919–1933) noch einmal außerordentliche Konjunktur. Die kommunistische Definition ist ein Versuch, Macht zu sichern: »Staat, in dem das gesamte Volk unter Führung der Arbeiterklasse im Bündnis mit allen Werktätigen die Herrschaft ausübt« (L337 WdG); im 20. Jahrhundert demzufolge so sinnentleert (»Nichtmonarchie« L086 GGV 650), daß es auch als Eigenbezeichnung von Staatsformen, die weit entfernt von der oben skizzierten Begriffsbestimmung sind, gewählt werden kann und dann im Deutschen gedankenlos übernommen wird, s. unten Republikaner(2); dazu Volksrepublik, Früher bloß Republik. Jetzt: Volksrepublik, demokratische Republik, DDR (A303 Victor Klemperer 25.2.1951; Tagebücher II,143); personifiziert die ganze Republik empörte sich ›die meisten Einwohner empörten sich‹; neben der politischen Bedeutung seit Anfang des 18. Jahrhunderts (1706; L081 FWb) übertragen
4 ›Gesamtheit der Literaten und Gelehrten‹, vor allem in der Zusammensetzung
Gelehrtenrepublik durch Klopstock verbreitet und A.Schmidt literarisiert Die Gelehrtenrepublik, 1957.
Republikflucht (⇓ "S045" DDR) »Delikt, das im (versuchten) widerrechtlichen Verlassen der DDR besteht« (L137 HWb), Heute Besuch der Frau Bauer, die unverändert aus ihrer Republikflucht zurückgekehrt ist (A303 Victor Klemperer 17.8.1953; Tagebücher II,406);
Bananenrepublik zunächst ›mittelamerikanisches Land in völliger wirtschaftlicher Abhängigkeit von US-Konzernen‹, etwa der umstrittenen »United Fruit Company«: in Managua, der sonnendurchglühten Hauptstadt der mittelamerikanischen Bananenrepublik Nicaraguay [sic!] (1947 Der Spiegel Nr. 22,7), dann übertragen ›Land mit eingeschränkter politischer Souveränität‹;
Republikaner (1712) zunächst in der französischen Form républicain, seit Ende des 18. Jahrhunderts (1792; L081 FWb) eingedeutscht; zunächst
1 ›Anhänger der republikanischen Staatsform‹, der konservative Geist unter folgenden… Namen verborgen: Monarchisten, Liberale… Progressisten, Republikaner, Radikale (F.Blei; L081 FWb); seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts
2 ›Mitglied einer rechtsgerichteten Partei in der Bundesrepublik Deutschland‹ (L322 UWb), Abkürzung jargonal Rep, Plural Reps (L098 2GWb);
republikanisch (1753; L081 FWb).
2 ›oligarchischer Stadtstaat‹, auch auf die Regierungsform der Niederlande und der Schweiz bezogen; im 18. Jahrhundert unter dem Einfluß englischer (Locke) und französischer (Montesquieu, Rousseau) Denker abgegrenzt und ⇓ "S029" in der heute dominierenden Bedeutung
3 ›auf einen Gesellschaftsvertrag gegründete Staatsform mit einer demokratisch-parlamentarischen Verfassung und verwirklichter Gewaltenteilung‹ mehr oder weniger deutlich begrifflich umrissen. Als politisches ⇓ "S192" Schlagwort im Kampf um die Machtbeteiligung des Bürgertums vor allem durch die Errichtung und Proklamation von Republiken in Nordamerika (1776) und Frankreich (1792ff.) beeinflußt. I.Kants lang nachwirkender Begriff von Republik als einer repräsentativ-gewaltenteiligen Staatsform war z. B. in der Auseinandersetzung mit Sieyès (1791) entwickelt. Als Gegenbegriff zu ↑ "Aristokratie" und ↑ "Monarchie" im 19. Jahrhundert vor allem durch den Vormärz und die Revolution von 1848 auf den heutigen Begriff eingeengt. Als Kampfbegriff mit polarisierender Wirkung hatte das Wort in der Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Anhängern der Weimarer Republik (1919–1933) noch einmal außerordentliche Konjunktur. Die kommunistische Definition ist ein Versuch, Macht zu sichern: »Staat, in dem das gesamte Volk unter Führung der Arbeiterklasse im Bündnis mit allen Werktätigen die Herrschaft ausübt« (L337 WdG); im 20. Jahrhundert demzufolge so sinnentleert (»Nichtmonarchie« L086 GGV 650), daß es auch als Eigenbezeichnung von Staatsformen, die weit entfernt von der oben skizzierten Begriffsbestimmung sind, gewählt werden kann und dann im Deutschen gedankenlos übernommen wird, s. unten Republikaner(2); dazu Volksrepublik, Früher bloß Republik. Jetzt: Volksrepublik, demokratische Republik, DDR (A303 Victor Klemperer 25.2.1951; Tagebücher II,143); personifiziert die ganze Republik empörte sich ›die meisten Einwohner empörten sich‹; neben der politischen Bedeutung seit Anfang des 18. Jahrhunderts (1706; L081 FWb) übertragen
4 ›Gesamtheit der Literaten und Gelehrten‹, vor allem in der Zusammensetzung
Gelehrtenrepublik durch Klopstock verbreitet und A.Schmidt literarisiert Die Gelehrtenrepublik, 1957.
Republikflucht (⇓ "S045" DDR) »Delikt, das im (versuchten) widerrechtlichen Verlassen der DDR besteht« (L137 HWb), Heute Besuch der Frau Bauer, die unverändert aus ihrer Republikflucht zurückgekehrt ist (A303 Victor Klemperer 17.8.1953; Tagebücher II,406);
Bananenrepublik zunächst ›mittelamerikanisches Land in völliger wirtschaftlicher Abhängigkeit von US-Konzernen‹, etwa der umstrittenen »United Fruit Company«: in Managua, der sonnendurchglühten Hauptstadt der mittelamerikanischen Bananenrepublik Nicaraguay [sic!] (1947 Der Spiegel Nr. 22,7), dann übertragen ›Land mit eingeschränkter politischer Souveränität‹;
Republikaner (1712) zunächst in der französischen Form républicain, seit Ende des 18. Jahrhunderts (1792; L081 FWb) eingedeutscht; zunächst
1 ›Anhänger der republikanischen Staatsform‹, der konservative Geist unter folgenden… Namen verborgen: Monarchisten, Liberale… Progressisten, Republikaner, Radikale (F.Blei; L081 FWb); seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts
2 ›Mitglied einer rechtsgerichteten Partei in der Bundesrepublik Deutschland‹ (L322 UWb), Abkürzung jargonal Rep, Plural Reps (L098 2GWb);
republikanisch (1753; L081 FWb).