Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
rennen
(ahd. ), ⇓ "S107" Kausativum zu ↑ "rinnen"; anfangs ›in Bewegung setzen, jagen‹: ein Roß rennen; seit dem Mittelhochdeutschen intransitiv;1 intransitiv zur Bezeichnung des höchsten Geschwindigkeitsgrades ›schnell laufen‹: lauffen und rennen den gantzen Tag (L169 Matthias Kramer), gerennt kommen (ebenda), Alles rennet, rettet, flüchtet (A222 Friedrich Schiller, Glocke); präpositional, mit Richtungsangabe: Mit dem Kopfe wider die Wand rennen (L004 Johann Christoph Adelung), auch übertragen ›mit Macht seinen Willen durchsetzen‹, Und leuchtet schlecht, daß man bei jedem Schritte / Vor einen Baum, vor einen Felsen rennt! (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3853f.), über den Haufen rennen (Schiller); mit Angabe der Wirkung sich ein Loch in den Kopf rennen, des Zwecks um die Wette rennen(Simplizissimus; L059 DWb); umgangssprachlich speziell zur Bezeichnung übertriebenen Eifers: daß sie aus eitelkeit nur in die kirchen rennt (Lessing; L059 DWb), ständig zum Arzt rennen; übertragen ›sich in eine schlimme Lage bringenin alle laster rint (Sachs; L059 DWb), in sein Verderben rennen (L169 Matthias Kramer); als ⇓ "S048" Bestimmungswort im Sport Rennbahn, Rennpferd, Rennplatz, Rennwagen, heute auch Rennauto, Rennfahrer, Rennrad, Rennstrecke; landschaftlich auch für ↑ "gehen" (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–11), umgangssprachlich auch für ↑ "laufen" (ebenda, Karte 3–12); daneben im Anschluß an die ursprüngliche Bedeutung
2 transitiv ›jmdn. mit spitzem Gegenstand zustoßend verletzen‹: Du… bedenkst dich, ihm / … den Degen durch den Leib zu rennen (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 5,2).
Rennen (15. Jahrhundert), anfangs ›Turnier, Jagd‹, heute im ⇓ "S205" Sport ›Wettkampf, bei dem Schnelligkeit bewertet wird‹, umgangssprachlich übertragen
das Rennen machenam erfolgreichsten sein‹;
Renner (mhd. ); anfangs auch
1.1 auf sich schnell bewegende Personen bezogen; daneben wie heute
1.2Rennpferd‹; heute umgangssprachlich übertragen (eventuell nach engl. runner, vgl. L010 AWb)
2etwas, das großen Anklang findet, gut verkäufliche Ware, Verkaufsschlager‹ (L337 WdG). K.Baumgärtner, Die Struktur des Bedeutungsfeldes. In: Jahrbuch des Instituts für deutsche Sprache 1965/ 66,165ff.
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