Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
reiten
ahd. ritan, mhd. riten, altgermanisches starkes Verb (altnord. riða, engl. ride). Das Perfekt außer mit seinzuweilen auch mit haben, aber nur, wenn weder Ausgangspunkt noch Ziel angegeben ist: hab' ich von Jugend auf nicht auf wilden Pferden geritten(Zachariä), wär' sie allein gewesen, sie hätte schärfer geritten (Goethe). Notwendig ist haben, wenn ein Objektsakkusativ daneben steht: er hat einen Schimmel geritten, er hat sein Pferd in die Schwemme geritten. Doch ist sein das Gewöhnliche bei Bestimmung der Gangart durch einen Akkusativ des Inhalts: er ist Schritt, Trab geritten. Nicht allgemein üblich sind andere Akkusative des Inhalts wie (heute veraltet) Post, Patrouille reiten. Übertragungen, in denen reiten soviel ist wie ›sich stark mit etwas abgeben‹: Pandekten reiten (nachreiten) studentensprachlich (1795; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel); auf einem Prinzip herumreiten(1844; L181 Otto Ladendorf), dazu Prinzipienreiter; Wechsel reitenWechselspekulationen machen‹ (L059 DWb1893), wozu Wechselreiter (1780; L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache), Wechselreiterei (ebenda). Darüber hinaus ist reitenlenken, treiben‹: nun reitet der Teufel diesen verwünschten Sergeanten, daß er den Onkel für den Neffen nimmt(Schiller); auch der Henker reitet ihn. DazuReiter1 spätahd. ritare (↑ "Reuter"),
Reiterei (1474 rewtterey; [L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt], früher auch ›das Reiten‹).
Ritt (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482), Anfang des 17. Jahrhunderts auch noch ›Reiterei‹, dazu
Rittmeister (⇓ "S150" mittelniederdt. 1454 in Braunschweig; L320 Trübner) als Anführer einer Reitertruppe;
rittlings Adverb ›in der Körperhaltung eines Reiters‹ (L169 Matthias Kramer 1678), noch L004 Johann Christoph Adelung zieht reitlings (Luther) vor, jedoch »in einigen Gegenden auch rittlings«.
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