Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Reihe
ahd. rigaum 1000 (W.L244 Wolfgang Pfeifer), mhd. rihe, rige. Über die ursprüngliche Bedeutung s. unten reihen. Jetzt ist Reihe zunächst eine Anzahl gleichartiger Gegenstände, die in einer geraden Linie nebeneinander stehen (sitzen, liegen). Von aneinanderhängenden Dingen wird es gebraucht in Reihe Semmeln, Brezeln, Perlen u.dgl. Im älteren Militärwesen ist Reihedie Gruppe der hintereinanderstehenden Leute, während die der nebeneinanderstehenden mit "Glied" bezeichnet wird, daher die ⇓ "S243" Formel in Reih und Glied. Wieder in der Reihe sein (besonders süddeutsch) ›in Ordnung, gesund sein‹; entsprechend umgangssprachlich auf die Reihe kriegen/ bringenfertig bringen‹: Ich bring's nicht mehr auf die Reihe… Ich zerbrech mir den Kopf (1988 B.A247 Botho Strauß, Zimmer 148). Von dem räumlichen Nebeneinander wird Reihe auf das zeitlich Aufeinanderfolgende übertragen: Reihe von Tagen, Begebenheiten, Versuchen usw., speziell eine Reihe von Büchern, von Funk- oder Fernsehsendungen, meist lose inhaltlich miteinander verknüpft. Reihebezeichnet dann das Ordnungsprinzip, nach dem sich der nämliche Vorgang (bzw. ein ähnlicher) an einer Anzahl von Personen oder Sachen vollzieht, wobei räumliche oder zeitliche Anordnung zugrunde liegen kann, aber auch anderes, z. B. Rang, Alphabet: ich bin an der Reihe, komme an die Reihe, die Reihe ist an mir, kommt an mich, nach der Reihe, außer der Reihe, der Reihe nach. Dazu
Reihenfolge(»neugebildetes Wort«, L033 Joachim Heinrich Campe), die Reihenfolge der Vorträge (L059 DWb), ↑ "Riege";
reihumnach der Reihe abwechselnd‹ (A075 Johann Wolfgang von Goethe 34,118,22), gelegentlich auch ›ringsum‹: während reihum das elende Leben, die schmächtigen Kinder… vom Olympiagold nur träumen können (A140 Elfriede Jelinek, Lust 195);
reihen ahd. rihanin eine räumliche oder zeitliche Reihe bringen‹. Ursprünglich wohl ›durchstechen‹; daraus scheint sich die Bedeutung ›mit Hilfe einer Durchlöcherung auf einen Stab oder eine Schnur ziehen‹ entwickelt zu haben. Diese Bedeutung dauert noch fort (Perlen auf eine Schnur reihen), ohne daß sie noch als etwas von der erst in jüngerer Zeit entwickelten weiteren Bedeutung Gesondertes empfunden wird.
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