Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Reigen
oder Reih(e)n starkes Mask. , mhd. reige oder reie schwaches Mask. (↑ "Backe"), Anfang des 13. Jahrhunderts < altfranz. raie. Das g ist aus j entstanden; nhd. Reihen entspricht dem mhd. reie mit Ausfall des j, das h ist nur orthographisch. Im Mittelhochdeutschen bezeichnet reige einen im Freien ausgeführten, von Gesang und Instrumentalmusik begleiteten Chortanz mit lebhaften Bewegungen, während mit tanz eine gemessenere, im geschlossenen Raum ausgeführte Art bezeichnet wird. Auch ein dazu gesungenes Lied wird als reigebezeichnet. Wo Luther das Wort gebraucht, liegt noch der alte Begriff zugrunde. Dadurch meist als ein literarisches Wort für "Tanz", auch zusammengesetzt Reihentanz. Doch besteht noch eine Anknüpfung an die ältere Bedeutung, wenn es für die antiken Chortänze und Chorlieder verwendet wird (so in Gryphius' Tragödien). Die Form Reihenwird durch das Sprachgefühl vielfach an "Reihe" angeknüpft, namentlich die Redensart aus der Reihe tanzenvom Gewöhnlichen abweichen‹ (L337 WdG), auch kommen manche übertragene Wendungen in Betracht wie den Reigen führen/ anführender erste sein‹; entsprechend den Reigen (be)schließen; vollends bei an den Reigen kommen, in dieser Manier kommt nun die ganze Göttersippschaft an den Reihen (Wieland). Dagegen bei schließt den Reigen in Schillers Glocke oder bei Schnitzlers Bühnenstück Reigen (1900) hat man an den Ringelreihen der Kinder zu denken. Die Bedeutung ›Tanzmelodie‹, dann ›Melodie überhaupt‹, liegt zugrunde in Kuhreigenalter Gesang der Kuhhirten‹.
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