Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
reich
ahd. rihhi, mhd. riche, got. reiks, dieses auch in der Bedeutung ›Herrscher‹, wohl aus ⇓ "S108" keltisch rig-, vgl. lat. rex, regis, das Adjektiv also ›herrscherlich‹. Zunächst wird reich absolut gebraucht ›reich an äußeren Gütern‹, dann mit Verallgemeinerung des Begriffes relativ ›wohl versehen mit irgendeinem Gegenstand‹. Zum Ausdruck der Beziehung wurde ursprünglich der Genitiv verwendet, dann an: reich an Freuden, Leiden usw. Auch vonwurde früher zuweilen verwendet, Abram aber war seer Reich von vieh / silber vnd gold (A180 Martin Luther, 1.Mose 13,2). Der Genitiv hat sich erhalten in Verschmelzung mit reich zu einer Zusammensetzung, vgl. segensreich, freudenreich, daneben stehen solche mit dem reinen Stamm wie fischreich, wasserreich. Eine Erweiterung hat reich dann auch im absoluten Gebrauch dadurch erfahren, daß es auf geistige Besitztümer bezogen wurde: Geist, Gemüt, Herz (schon mhd. richer muot). Frühzeitig wird reich von dem Besitzer auch auf das Besitztum übertragen und bedeutet dann entweder ›von kostbarer Qualität‹ oder ›von großer Quantität‹ (und so mit reichlich sich berührend): reiche Kleider, Ernte usw. Häufig ist auch entsprechende Verwendung des Adverbs: reich belohnen, beschenken, ausstattenusw. In verkürzter Form liegt reich in vielen aus altgermanischer Zeit stammenden Eigennamen vor: Friedrich, Dietrich, Heinrich usw. (die z. T. im Keltischen ihre genauen Entsprechungen haben: Hadurih bzw. Caturix), ↑ "Reich", bereichern;reichhaltigursprünglich ⇓ "S033" Bergmannssprache von Erzen, übertragen bei Schiller (L059 DWb);
reichlich ahd. richlich, ursprünglich ›wie es einem Reichen zukommt‹, so noch A075 Johann Wolfgang von Goethe: der reichlichst Lebende (Divan VIII, Da du nun Suleika heißest, 6,23). Jetzt ›in Fülle‹, neben Quantitätsbestimmungen ›mindestens, etwas mehr alsreichlich drei Meilen.
Reichtum mhd. richtuom, der Plural Reichtümer erst 15. Jahrhundert: reychtümmer (L040 Lorenz Diefenbach 188c), mhd. noch richtuome: Reichtum schafft so gut Klarheit wie Armut(Th.A012 Thomas Bernhard, Frost 74).
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