Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
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(1478; L081 FWb) unter Einfluß von (mittel)franz. référer ›berichten, sich beziehen‹ < lat. referre ›zurückbringen, auf etwas beziehen, berichten‹;1 transitiv heute veraltet ›etwas wieder (hin-)bringen, zurückbringen, hinstellen‹: dass der Pabst seine Schriften unter die verbotene Bücher referirte (1726; L081 FWb), seit dem 18. Jahrhundert speziell juristisch; seit dem 16. Jahrhundert
2 transitiv und intransitiv ›etwas (zusammenfassend) wiedergeben, erzählen, melden, vortragen‹, heute noch bei Gericht und in Institutionen, besonders in der Wissenschaft: erhob sich eine Disputation unter den Studenten… vnd referierte ein jeder seine Causas Physicas (1593; L081 FWb); dazu Referierung (1616; L081 FWb);
3 reflexiv im 16./ 17. Jahrhundert ›sich auf etwas beziehen, berufen‹;
4 im 20. Jahrhundert unter Einfluß von engl.-amerik. to referin Beziehung setzen‹, in der Sprachwissenschaft bezogen auf die Relation zwischen sprachlichem Zeichen und Bezeichnetem; dazu
Referendar (1485; L081 FWb),
1 zunächst kanzleisprachlich ›jmd. , der etwas aus den Akten vorträgt‹,
2 seit dem 19. Jahrhundert juristische Berufsbezeichnung, seit Ende des 19. Jahrhunderts in heutigem Sinn ›jmd. , der die erste Staatsprüfung absolviert hat und sich auf die zweite vorbereitet‹, im 20. Jahrhundert allgemeiner, dazu Referendariat (1836; L081 FWb);
Referendum (1647; L081 FWb)
1 anfangs kanzleisprachlich ›das Vorzutragende‹,
2 seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in der heute vorherrschenden Bedeutung ›Volksabstimmung, Volksentscheid, Plebiszit‹ (↑ "Plebiszit");
3 neu in der Sprachwissenschaft ›das durch ein sprachliches Zeichen Bezeichnete‹ (s. unten Referent[4]);
Referent (1656; L081 FWb),
1Berichterstatter, Rezensent‹,
2 seit dem 18. Jahrhundert gleichbedeutend Referendar(1);
3 im 20. Jahrhundert ›jmd. , der ein Referat(1) hält‹,
4 neu in der Sprachwissenschaft ›das durch ein sprachliches Zeichen Bezeichnete‹;
Referat (1702; L081 FWb)
1Bericht, das Berichtete‹, dazu Referatenorgan: Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen;
2 im 20. Jahrhundert auch ›Arbeitsgebiet, Abteilung einer Behörde o.ä.‹;
Referenz (1844; L081 FWb)
1Person, die eine Empfehlung gibt, Empfehlung‹, zumeist im Plural;
2 neu in der ⇓ "S208" Sprachwissenschaft ›Beziehung zwischen außersprachlicher Wirklichkeit und sprachlichem Zeichen‹, Die Wurzeln der Referenz (W. v.O.Quine 1976), dazu Referenzsemantik (R.Wimmer 1979).
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