Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Räson
(1626; L081 FWb) < altfranz./ franz raison ›Vernunft, Verstand, Grund, Recht(-fertigung)‹ (zu lat. ratio, ↑ "rational"), anfangs auch in eingedeutschten Nebenformen (R[a]eson, Ressung; W.L244 Wolfgang Pfeifer), bis ins 19. Jahrhundert in französischer Schreibung;1"S037"vernünftige Überlegung, Erklärung, Rechtfertigung‹, ohne einige raison (1642; L147 William Jervis Jones); auch ›Grund, Ursache, Motiv‹, vgl. raison d'êtreDaseinsberechtigung‹; daneben ›Vernunft, Einsicht, Denkvermögen‹, jmdn. (mit Gewalt) zur Räson bringen, jmdn. zur Räson rufen, Räson annehmen; seit Mitte des 17. Jahrhunderts ›Billigkeit, Recht(-mäßigkeit), Regel‹, besonders in den Verbindungen raison d'état, de guerre (1653; L026 Richard James Brunt), "Staatsräson", Kriegsräson (seit dem 18. Jahrhundert) als absolutistisches Legitimationsmotiv und häufig auch abwertend; zu (1) räsonabel (1616; L081 FWb);
2 im 17. Jahrhundert auch militärisch ›Recht, Genugtuung‹: damit er ressung erlangen mögte wider einen seiner cammaradium / der jhm summa cum injuria… etliche Streiche gegeben hätte (1650; L147 William Jervis Jones); dazu
räsonieren (1673; L081 FWb) ›(vernünftig) denken, reden, argumentieren, erörtern‹ als Leitwort der Aufklärung: Neulich habe ich ein langes und breites über solche dinge mit ihm raisonniret (Leibniz 1673; L026 Richard James Brunt); seit spätem 18. Jahrhundert auch abwertend ›spekulieren, vernünfteln‹, auch ›abfällig reden, mäkeln‹;
Räsonnement (1657; L081 FWb), anfangs ›Denken, Überlegung, Darlegung‹, seit spätem 18. Jahrhundert abwertend ›Spekulation, vernünftelndes Geschwätz, Klügelei‹, auch ›Nörgelei‹, entsprechend Räsoneur (1698; L081 FWb). Heute bildungssprachlich.
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