Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
quer
mhd. twerch, twerher, das oberdeutsch als zwerch vorliegt, mit mitteldeutschem Übergang (14. Jahrhundert) von tw > qu (vgl. "Quark", "Quirl", "quengeln") und Ausfall des h in den flektierten Formen, wonach sich dann auch die flexionslose gerichtet hat. Das Wort ist gemeingermanisch, eventuell verwandt mit lat. torquere ›drehen, winden‹. Als Adjektiv ist es in der neueren Sprache selten, vgl. quere Prozesse (Möser); mit querem Blick (G.Freytag); in eine quere Richtung zeigend(B.Brecht; L337 WdG). Die frühere adjektivische Verwendung wirkt aber nach in vielen Zusammensetzungen mit Substantiven wie Querbalken, Querband, Querbank, Querbaum, Querbrett, Quereisen usw. Gewöhnlich Adverb, formelhaft kreuz und quer (↑ "Kreuz"): wie die Bahn einer Billardkugel… , die kreuz und quer über die Fläche rollt (A154 Hermann Kasack, Stadt 157); das Schicksal, das mir so quer durch den Weg streicht (Schiller). ↑ "verquer".querfeldein frühneuhochdeutsch zunächst querfeld durch… wasser, welder (1566 Mathesius; L164 Friedrich Kluge); querfeld ein 1663 (C.Weise; L059 DWb), querfeldein geschrieben seit dem 18. Jahrhundert.
Querflöte (1517; L059 DWb), ⇓ "S163" oberdt. Zwerchpfeiffe (Grimmelshausen; L320 Trübner).
Querkopf A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 5,3; ähnlich
Quertreiber nach niederdt. ⇓ "S196" seemannsprachlich Dwarsdryver (L253 Michael Richey 1755), dies übertragen schon im 18. Jahrhundert (L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache).
Querschnitt (L169 Matthias Kramer 1702), Gegensatz Längsschnitt, beides auch übertragen.
Querschnitt(s)lähmung ohne Plural ›Lähmung unterhalb eines Rückenmarkquerschnitts‹ (gebucht L331 Gerhard Wahrig 1968: Querschnittslähmung);
Quere (mhd. twer(h)e), am üblichsten in (in) die Quere adverbialer Akkusativ: hier kommen Grazien ihm die Quere (Lessing); käme ich nun meinem Sohn durch Erziehung die Quere (Goethe). Ähnlich erscheint auch der Genitiv: alles geht mir heute der Quere(Rabener); wenn einem sein Strohhut der Quere saß(Thümmel); heute umgangssprachlich jmdm. in die Quere kommenin seinen Absichten stören‹. Heute besonders alpin
queren (L308 Kaspar Stieler 1691) ›quer durchschneidenein Schneefeld queren, häufiger ↑ "durchqueren", überqueren.
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