Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
quellen
1 ahd. quellan, mhd. quellen starkes Verb, Präteritum quoll(mhd. qual, qualen), Partizip gequollen. Im Präsens ist zuweilen das ider 2./ 3.Singular Indikativ in die übrigen Formen gedrungen (Infinitiv quillen usw., öfter bei A075 Johann Wolfgang von Goethe u. a., z. B. Faust I,1211). Ursprünglich etwa ›schwellen, sich ausdehnen‹: Keime, Erbsen (in Wasser gelegt) quellen, das Herz quillt. Am üblichsten ist es von dem Hervordringen des Wassers und anderer Flüssigkeiten. Vielfach übertragen: Töne quellen aus dem Mund, Empfindungen aus dem Herzen usw. Ungewöhnlich ist quellen transitiv ›hervorquellen machen‹: gleichwie ein Born sein Wasser quillet (Luther); daß die süße Quelle der seligsten Freuden für mich nur unbeschreibliche Schmerzen quillt(Wieland). Dazu aufquellen, ↑ "verquellen".quellen2 schwaches Verb (16. Jahrhundert), ⇓ "S107" Kausativum zu 1quellen, ›anschwellen machen‹: Erbsen, Kartoffeln quellen u.dgl. (daher wohl auch Quellkartoffeln, Quellmänner für ›Pellkartoffeln‹, ↑ "pellen"). Verwechslung des schwachen und des starken Verbs nicht selten.
Quelle ahd. quella, mittelhochdeutsch nicht bezeugt, erst ⇓ "S015""S148" seit Luther häufiger (vorher gewöhnlich "Brunnen", "Ursprung"). Spätmittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch auch Quall Mask. , vereinzelt noch einmal bei A075 Johann Wolfgang von Goethe (Ursprüngliches 1). Daneben Quell Mask. seit dem 15. Jahrhundert in Zusammensetzungen wie Brunnquell und in poetischer Sprache (häufig bei den Barockdichtern): Seht den Felsenquell (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Mahomets Gesang). ⇓ "S052" In übertragener Bedeutung, sofern nicht noch lebendiges Gefühl für die Bildlichkeit des Ausdruckes vorhanden ist, gebraucht man jetzt nur Quelle: Quelle für Kenntnisse, einen Bericht, Geschichtsquelle, doch findet sich früher auch QuellMask. : welchem historischen Quell (Herder); dem Quell des Übels (Platen); neuerdings auch Quelle für den Bezug von Gegenständen (Bezugsquelle), eine gute, billige Quelle, Einnahmequelle.
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