Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Qualität
< lat. qualitas(vgl. franz. qualité, engl. quality), lateinisch flektiert seit dem 15. Jahrhundert, deutsch qualiteten 1519 (L081 FWb); über die Philosophie, Medizin und andere Fach- und Berufssprachen verbreitet1Beschaffenheit, (Summe der) Eigenschaft(en)‹, oft im Gegensatz zu ↑ "Quantität": Quantität und Qualität als die zwei Pole des erscheinenden Daseins (Goethe; L151 Josef Kehrein); seit dem 17. Jahrhundert unter französischem Einfluß auf Personen bezogen gewöhnlich positiv wertend und im Plural
2(Charakter-)Anlagen, Fähigkeiten, Vorzüge‹ (s. unten Qualifikation[1]) alle edlen Qualitäten / Auf Euren Ehrenscheitel häufen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1791f.); vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts entsprechend franz. qualité
3(hoher) Stand, Ansehen‹, z. B. Dame von Qualität (1663 Gryphius; L081 FWb). Heute (1) je nach Kontext positiv oder negativ: gute, schlechte Qualität; ⇓ "S106" ohne Zusatz besonders in Handel und Gewerbe positiv: Qualitätsarbeit (1907; L081 FWb), Qualitätsmarke, Qualitätswaren (L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache); nur Qualität kaufen; (2) z. B. menschliche, künstlerische, fachliche Qualität(en); Führungsqualität (1970; L081 FWb; Führerqualität 1922 M.Weber; ebenda); als politisches ⇓ "S192" Programmwort
Lebensqualität"S149""S124" < engl. quality of life: Umweltschutz und Lebensqualität für alle (1972 W.Brandt; vgl. H.J.Kann, in: L217 MuSpra 85,50ff.);
qualitativ (L032 Joachim Heinrich Campe Erg. 1813) ›der Qualität(1) nach‹ (Gegensatz ↑ "quantitativ");
qualifizieren (1511; L081 FWb) < lat. qualificare (franz. qualifier),
1.1geeignet machen bzw. dafür erklären‹;
1.2 reflexiv ›sich als geeignet erweisen, bewähren‹;
qualifiziert Adjektiv seit ca. 1600 besonders von Personen ›ausgewiesen, befähigt‹, hochqualifiziert vereinzelt schon 17. Jahrhundert (L081 FWb), unqualifiziertunpassend‹ (Fontane; L081 FWb); heute veraltet unqualifizierbarunerhörtIhr Benehmen ist unqualifizierbar(1918 H.A182 Heinrich Mann, Untertan 40);
disqualifizieren (L111 Johann Christian August Heyse 111853)
1.1untauglich machen bzw. dafür erklären‹, nach 1900 < engl. disqualify; im ⇓ "S205" Sport
1.2jmdn. ausschließen, sperrenIm sportlichen Sinn war Ellen plötzlich disqualifiziert (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 923);
abqualifizierenabwerten‹ erst nach 1960 belegt (L060 2DWb);
Qualifikation (1595; L081 FWb) < lat. qualificatio (vgl. franz. / engl. qualification), im wesentlichen analog qualifizieren (s. oben) entwickelt, besonders
1(bescheinigte) Eignung, Befähigung‹ (vgl. Qualität[2]), inzwischen im Sport
2Bewährung durch einen Wettbewerb‹ (Qualifikationsspiel), ⇓ "S030" metonymisch ›Wettbewerb, der zu Weiterem berechtigt‹;
Disqualifikation (L111 Johann Christian August Heyse 111853)
1.1Untauglichkeit‹,
1.2 nach 1900 im Sport ›Ausschluß, Sperre‹ (s. oben disqualifizieren).
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