Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Propaganda
Für die 1622 gegründete päpstliche Congregatio de propaganda fide›Gesellschaft vom zu verbreitenden Glauben‹ bürgert sich die Abkürzung Propaganda ein, die in diesem Sinn noch A075 Johann Wolfgang von Goethe gebraucht: am Dreikönigstage… waren wir in der Propaganda (Italienische Reise 13.1.1787). ⇓ "S175" In der Französischen Revolution wurde Propaganda ⇓ "S187" säkularisiert und politisiert (vgl. H.Cunow, Die revolutionäre Zeitungsliteratur Frankreichs, 1908) und so seit 1790 im Deutschen verbreitet (L360 ZDW13,275f.); L033 Joachim Heinrich Campe gibt 1813 als Bedeutung an »Glaubens-, Freiheitswerbeanstalt; Glaubens-, Freiheitswerberei«; 1869 Propaganda der Tat als russisch-anarchistisches Schlagwort (L181 Otto Ladendorf 256); ⇓ "S031" ⇓ "S207" die dann negative Bewertung von Propaganda führte zur Bevorzugung von "Agitation" (auch in der deutschen Sozialdemokratie); Propaganda wurde um 1900 jedoch in der Wirtschaftswerbung aufgewertet (vgl. S.Herzog, Industrielle und kaufmännische Propaganda. Handbuch für das gesamte Propaganda- und Reklamewesen, 1911) und dann im politischen Bereich wieder stärker verwendet: Die Flotte, für deren Ausbau die geniale Propaganda unseres genialen Kaisers unermüdlich wirkte (H.A182 Heinrich Mann, Untertan 467); solange wird es unmöglich sein, für die Republik eine Propaganda zu treiben, die heute von der Verwaltung sabotiert und von der Justiz bestraft wird (1925 A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,94); 1933 ⇓ "S145" nationalsozialistisches Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Goebbels, »politische Führungsmittel (durch Werbung und Aufklärung)« (L056 Duden 121941 s. v. Propaganda); nach 1945 wurde Propaganda nur von der SED in der ⇓ "S045" DDR als politischer Begriff weitergeführt, trotz der historischen Belastung (L030 Brisante Wörter 306ff.). Vgl. noch L359 ZDS21,105ff. und zur Begriffsgeschichte insgesamt L086 GG5,69ff.Propagandist 1791 aus dem Französischen (L360 ZDW13,275),
propagandistisch A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 20.2.32.
Für die 1622 gegründete päpstliche Congregatio de propaganda fide›Gesellschaft vom zu verbreitenden Glauben‹ bürgert sich die Abkürzung Propaganda ein, die in diesem Sinn noch A075 Johann Wolfgang von Goethe gebraucht: am Dreikönigstage… waren wir in der Propaganda (Italienische Reise 13.1.1787). ⇓ "S175" In der Französischen Revolution wurde Propaganda ⇓ "S187" säkularisiert und politisiert (vgl. H.Cunow, Die revolutionäre Zeitungsliteratur Frankreichs, 1908) und so seit 1790 im Deutschen verbreitet (L360 ZDW13,275f.); L033 Joachim Heinrich Campe gibt 1813 als Bedeutung an »Glaubens-, Freiheitswerbeanstalt; Glaubens-, Freiheitswerberei«; 1869 Propaganda der Tat als russisch-anarchistisches Schlagwort (L181 Otto Ladendorf 256); ⇓ "S031" ⇓ "S207" die dann negative Bewertung von Propaganda führte zur Bevorzugung von "Agitation" (auch in der deutschen Sozialdemokratie); Propaganda wurde um 1900 jedoch in der Wirtschaftswerbung aufgewertet (vgl. S.Herzog, Industrielle und kaufmännische Propaganda. Handbuch für das gesamte Propaganda- und Reklamewesen, 1911) und dann im politischen Bereich wieder stärker verwendet: Die Flotte, für deren Ausbau die geniale Propaganda unseres genialen Kaisers unermüdlich wirkte (H.A182 Heinrich Mann, Untertan 467); solange wird es unmöglich sein, für die Republik eine Propaganda zu treiben, die heute von der Verwaltung sabotiert und von der Justiz bestraft wird (1925 A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,94); 1933 ⇓ "S145" nationalsozialistisches Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Goebbels, »politische Führungsmittel (durch Werbung und Aufklärung)« (L056 Duden 121941 s. v. Propaganda); nach 1945 wurde Propaganda nur von der SED in der ⇓ "S045" DDR als politischer Begriff weitergeführt, trotz der historischen Belastung (L030 Brisante Wörter 306ff.). Vgl. noch L359 ZDS21,105ff. und zur Begriffsgeschichte insgesamt L086 GG5,69ff.Propagandist 1791 aus dem Französischen (L360 ZDW13,275),
propagandistisch A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 20.2.32.