Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Produkt
(1489; L276 Alfred Schirmer, Mathematik) < lat. productum, substantiviertes Partizip Perfekt von producere›vorwärtsführen, verlängern‹; ursprünglich1"S130" mathematisch ›Ergebnis einer Multiplikation‹; verallgemeinert
2 seit dem 18. Jahrhundert zunächst ⇓ "S106" kaufmannssprachlich,
2.1 auf das Ergebnis natürlicher Prozesse bezogen: »Die Früchte oder Güter eines Landes, so wie sie durch die Hand des ersten Besitzers von der Natur gewonnen werden« (L003 Johann Christoph Adelung 1777), dazu Naturprodukt, dann auch von dem Erzeugnis menschlicher Tätigkeit, dazu Industrieprodukt, Nebenprodukt (beide L266 Daniel Sanders FWb), Abfallprodukt (L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache); übertragen
2.2Resultat einer gedanklichen Arbeit‹: Die Schönheit ist das Produkt der Zusammenstimmung zwischen dem Geist und den Sinnen (A222 Friedrich Schiller, NA 20,487);
Produzent (1559; L059 DWb) < lat. producens, Partizip Präsens von producere;
1Erzeuger‹, ursprünglich im Sinne von ›Bauer‹, seit dem 19. Jahrhundert auf den Hersteller von (industriellen) Gebrauchsgütern bezogen: Den Konsumenten können die Producenten kaum genug schaffen (L266 Daniel Sanders FWb); heute auch
2 in der Unterhaltungsbranche ›Geldgeber für die Herstellung von Filmen, Schallplatten‹;
produzieren (S.L261 Simon Rot 1571) < lat. producere; ursprünglich ›vorwärtsführen, verlängern‹, daher seit dem 17. Jahrhundert
1vorführen, zeigen‹, so noch schweizerisch bzw. reflexiv übertragen (18. Jahrhundert) ›die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen suchen‹: mich als Kandidaten der hochheiligen Theologie zu producieren (1792 A172 Friedrich Laukhard, Leben 1,230), zumeist abwertend: er… richtete mich geduldig dazu ab, mich vor den Erwachsenen zu produzieren (A034 Elias Canetti, Zunge 26); ⇓ "S106" kaufmannssprachlich
2 seit Anfang des 18. Jahrhunderts (W.L244 Wolfgang Pfeifer) »Hervorbringen oder erzeugen.. z. B. gewisse Früchte, gewisse Kunstwaren« (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.);
Produktion (S.L261 Simon Rot 1571) < lat. productio; ursprünglich ›Herausführung, Aufschiebung‹; danach und unter Einfluß von gleichbedeutend franz. production im 18. Jahrhundert
1 (heute veraltet) ›Darstellung, Aufführung‹; seit etwa 1800 kaufmannssprachlich (vgl. L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache),
2.1 als Handlungsbezeichnung ›Erzeugung, Herstellung‹; im ⇓ "S129" Marxismus zentraler philosophischer Gegenstand im Sinn eines gesellschaftsprägenden Faktors: Persönliche Abhängigkeit charakterisiert ebensosehr die gesellschaftlichen Verhältnisse der materiellen Produktion als die auf ihr aufgebauten Lebenssphären (A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels 1,91); im Sinne von ›Hervorbringung‹ auf geistige Tätigkeit übertragen: diese phantastischen productionen(Goethe; L059 DWb);
2.2 auf das Ergebnis der Handlung bezogen ›Gesamtheit der Erzeugnisse‹;
Überproduktion (1846; L360 ZDW5, 124) zu (2.1) wenn die Produktion größer als die Konsumtion (Ruge; L266 Daniel Sanders FWb);
produktiv (I.Kant; L059 DWb) < gleichbedeutend franz. productif; ›ergiebig‹, produktive Zusammenarbeit, adverbial produktiv handeln; auch ›schöpferisch‹: der productive witz (I.Kant; L059 DWb), dazu
Produktivität (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.) ›Hervorbringung von Produkten‹, auch ›Leistungsfähigkeit‹.
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