Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
primitiv
(L330 Johann Christian Wächtler 1709) < gleichbedeutend franz. primitif (zu lat. primitivus ›der erste in seiner Art‹); zunächst1ursprünglich, urwüchsig‹; danach seit frühem 20. Jahrhundert fachsprachlich in der Ethnologie Gegensatz ⇑ "zivilisiert", "kultiviert": Allgemeine Merkmale primitiver Kultur(1917; L081 FWb), zur Gegenwart hin mit ironisierender Markierung: was die abendländische Gesellschaft… vor ›primitiveren‹… Gesellschaften voraus zu haben glaubt (N.A048 Norbert Elias, Prozeß I,1f.), so auch substantivisch: Von der Übertretung eines Tabu wird von den Primitiven eine Strafe befürchtet (S.A063 Sigmund Freud IX,361); abwertend
2 zur Bezeichnung von Triebhaftigkeit: primitiven Regungen (A177 Gotthold Ephraim Lessing, 10,107): daneben auch
3sehr einfach, schlicht‹; abwertend im Sinne von ›dürftig‹ mit sächlichem Bezug: Das Diner… war… das primitivste, was man sich denken konnte (1864–70; L081 FWb); auf Menschen bezogen ›niveaulos, ungebildet‹: ein primitiver Charakter.
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