Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Politik
im 17. Jahrhundert < franz. politique, mittellat. politica Fem. (griech. politikós Adjektiv ›die öffentlichen Angelegenheiten betreffend‹); Politic 1656 Seckendorff (L086 GG4,814); im 17. Jahrhundert ein Teilbereich der praktischen Philosophie, verdeutscht u. a. mit Welt-Kunst (Logau), Staats-Klugheit (Lohenstein), Regierungskunst (Leibniz); im 18. Jahrhundert »Verengung des Politikbegriffs zur Machtkunst« (L086 GG4,831), jedoch auch: In weiterer Bedeutung wird im gemeinen Leben… die Klugheit, so fern sie sich in dem Umgange mit andern äussert, die Politik genannt (L003 Johann Christoph Adelung 1777); in der Folge verschwindet das Moment des Privaten; berühmt-berüchtigt ist das Diktum von C. v.Clausewitz: der Krieg [ist] nichts… als die fortgesetzte Staats-Politik mit anderen Mitteln (vgl. L138 HWbPh 7,1060); die zwischen Ethik, Kultur und Politik empfundene Spannung entlädt sich z. B. bei Th.Mann, Betrachtungen eines Unpolitischen (1918): Die Politik macht roh, pöbelhaft und stupid. Neid, Frechheit und Begehrlichkeit ist alles, was sie lehrt… Ich will nicht Politik. Ich will Sachlichkeit, Ordnung und Anstand (vgl. L086 GG4,860),Politikverdrossenheit ⇓ "S192" Wort des Jahres 1992 (L299 Sprachdienst 1993,6);
politisch (16. Jahrhundert) < franz. politique, griech.-lat. politicus, zunächst ›öffentlich‹, ›staatlich‹, allgemein ›weltklug‹; im 18. Jahrhundert häufig auf den Bereich des gesellschaftlichen Umgangs bezogen und z. T. negativ: »oft für listig, verschlagen, schlau überhaupt« (L003 Johann Christoph Adelung 1777), vgl. doch nicht politisch genug… ihre Gesinnungen zu verbergen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 22,249,12); ⇓ "S074" geflügeltes Wort (L027 Büchmann) Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied!(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2092).
Politiker (Klopstock; L059 DWb) nach lat. politicus; ferner
politisieren (17. Jahrhundert) zunächst ›über Politik reden, kannegießern‹, seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch ›demokratisieren‹, letzteres deutlicher in
Politisierung: Erziehungsprozeß vollkommener Politisierung des Volkes (1915 H.Preuss; L086 GG4,862); Er sprach immer wieder von 68, von der Politisierung(B.A254 Botho Strauß, Paare 156).
Politologie »Wissenschaft von der Politik« (L053 Duden FWb 1960), dazu
Politologe (ebenda).
politisch (16. Jahrhundert) < franz. politique, griech.-lat. politicus, zunächst ›öffentlich‹, ›staatlich‹, allgemein ›weltklug‹; im 18. Jahrhundert häufig auf den Bereich des gesellschaftlichen Umgangs bezogen und z. T. negativ: »oft für listig, verschlagen, schlau überhaupt« (L003 Johann Christoph Adelung 1777), vgl. doch nicht politisch genug… ihre Gesinnungen zu verbergen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 22,249,12); ⇓ "S074" geflügeltes Wort (L027 Büchmann) Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied!(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2092).
Politiker (Klopstock; L059 DWb) nach lat. politicus; ferner
politisieren (17. Jahrhundert) zunächst ›über Politik reden, kannegießern‹, seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch ›demokratisieren‹, letzteres deutlicher in
Politisierung: Erziehungsprozeß vollkommener Politisierung des Volkes (1915 H.Preuss; L086 GG4,862); Er sprach immer wieder von 68, von der Politisierung(B.A254 Botho Strauß, Paare 156).
Politologie »Wissenschaft von der Politik« (L053 Duden FWb 1960), dazu
Politologe (ebenda).