Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
plötzlich
zuerst ⇓ "S137" mitteldeutsch 1320 in der verstärkten Form unplotzlich, 1517 plutzlich (Luther; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), 16. Jahrhundert plützlich, Adverb, adjektivisch seit Luther zu einem ⇓ "S121" schallnachahmenden Substantiv Plotz, das eine schnelle, ursprünglich wohl auch schallende Bewegung bezeichnete, am längsten bewahrt in auf den Plotzplötzlich‹ (bei Lessing); ›schnell, auf einmal‹; im Gegensatz zu ↑ "schnell" häufig mit Betonung des Unerwarteten ›überraschend‹: Plötzlicher Tod (L308 Kaspar Stieler), wir… träumen so entzükt / Vom nahen Ziel und plötzlich, plötzlich zukt / Ein Bliz herab (A131 Friedrich Hölderlin, Einladung an Neuffer), häufig auf geistige Zustände bezogen furcht hat dich plötzlich erschreckt (A180 Martin Luther, Hiob 22,10); als Gegensatz zu ↑ "langsam": Babylon ist pluczelingin gevallin und ist zumorscht (zitiert nach L231 Els Oksaar 444), in der festen Verbindung mit plötzlichem Entschlusse (Th.Mann; L231 Els Oksaar 68); nach dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelms II. für rasch wechselnde Charaktere (vgl. Meyer, in: L360 ZDW15,98ff.), bei A200 Friedrich Nietzsche philosophisch reflektiert: Sich langsam entscheiden; und zähe festhalten an Dem, was man entschieden hat… Die Plötzlichen und die Veränderlichen: die beiden Arten der Schwachen (1888; Wille zur Macht); redensartlich vielleicht nach alemannischen ›gleich, sofort‹ (L320 Trübner) seit dem frühen 20. Jahrhundert ein bißchen plötzlich (machen) in der Aufforderung zur Beeilung, zuerst für Berlin: Aber 'n bissken plötzlich!(1904; L254 Der richtige Berliner), dann auch weiter verbreitet: Jetzt mach mal ein bißchen plötzlich, Kleiner, ich halte dir deine Hose nicht bis Weihnachten (B.A025 Bertolt Brecht, Dreigroschenoper; 2,402).
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