Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
platt
um 1600 übernommen von mittelniederdt. plat aus franz. plat 1flach‹, ›ohne (oder wenigstens ohne erhebliche) Erhöhung oder Wölbung‹. Das platte Land im Gegensatz zum Gebirge, aber auch zu den Städten: Unterschied zwischen dem platten Lande und den Städten (W.v.A137 Wilhelm von Humboldt, Werke 4,463);
2 auf Geistiges bezogen übertragen plattsich nicht über das Gewöhnliche erhebend, gemein‹: plattes Geschwätz, platter Scherz, ein platter Mensch.
3 Seit Anfang des 20. Jahrhunderts umgangssprachlich platt (›verblüfft, sprachlos‹) sein: staunte Franz, ich bin platt wie ne Flunder (1929 A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 233).
4 Früher platt auch ›geradezu‹: etwas platt heraussagen, abschlagen; adjektivisch: das klare platte Gegenteil (Lessing); hierher gehört
platterdings (L305 Christoph Ernst Steinbach 1734) wie "schlechterdings".
plattdeutsch zuerst 1524 in goede platten duytsche in Titel und Vorwort des niederländischen Neuen Testaments (L164 Friedrich Kluge), hier die Bedeutung von plattverständlich, deutlich‹; plattdeutsch wird im 17. Jahrhundert ins Niederdeutsche übernommen, dann ins Hochdeutsche (L308 Kaspar Stieler); das sinkende Ansehen der Mundarten hat eine ⇓ "S031" Bedeutungsverschlechterung zur Folge: so wie es in dem platten Theile von Deutschland… besonders in den untern Ständen gesprochen wird (L033 Joachim Heinrich Campe), und munter sprichts [das Mädchen] in süszem plattdeutsch laut es nach(Gleim; L059 DWb), ⇑ "niederdeutsch", "mitteldeutsch", "oberdeutsch".
platten
1 zu plattplatt machen‹, allgemeiner gebraucht nur in abplatten.
2 zu Plattemit Platten belegen‹ (selten, mehrmals bei A075 Johann Wolfgang von Goethe: der Boden geplattet und gepflastertWahlverwandtschaften 20,98,22);
plätten veraltet
1platt machen‹: ein flacher Felsgipfel von der Natur geplättet (Goethe);
2 (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741) in allgemeinerem Gebrauch (norddt., ostmitteldt.) nur wie süddt. ↑ "bügeln" (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–10); umgangssprachlich geplättet sein wie platt(3) sein; zu plätten(2)
Plätteisen Anfang des 18. Jahrhunderts, besonders ⇓ "S159" norddeutsch für ›Bügeleisen‹ (↑ "Bügeleisen") (L171 Paul Kretschmer 373; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–11), v. a. ⇓ "S165" ostmitteldt./ ostniederdt. auch
Plätte1 Fem. (Jean Paul).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: platt