Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Pietät
"S075" (S.L261 Simon Rot 1571); < lat. pietas ›von Ehrfurcht getragenes Pflichtgefühl, Liebe, Barmherzigkeit‹; ›Achtung, ehrfurchtsvolle Rücksichtnahme‹: der Deutsche wird die majestät / behandeln stets mit pietät (Heine; L059 DWb); besonders auf die Letzten Dinge bezogen: »Trewe pflicht / lieb / vnd gehorsam / furnemblich gegen Gott« (S.L261 Simon Rot 1571); Wo früher der befriedigte Haß und die schmerzhafte Zärtlichkeit miteinander gerungen haben, da erhebt sich heute wie eine Narbenbildung die Pietät (S.A063 Sigmund Freud IX,356), v. a. aus Pietät den Toten gegenüber.Pietismus"S061" von P.J.Spener (1670 seine Collegia pietatis, 1675 seine Programmschrift Pia Desideria) gegründete reformatorische religiöse Bewegung im späten 17. / frühen 18. Jahrhundert, die sich gegen Orthodoxie und Dogmatismus wendete und Liebe und Frömmigkeit ins Zentrum ihrer Lehre stellte, ursprünglich von Gegnern der Bewegung gebraucht, dann von ihren Anhängern als Ehrenbezeichnung; ihre Weltsicht wird reflektiert von einem typischen Wortschatz, vgl. dazu A.Langen, Der Wortschatz des deutschen Pietismus,21968;
Pietist (1677; L252 RGG5,374), ursprünglich ⇓ "S206" Spottname: was gehen mich seine Narrheiten an? Mag er Pietist oder Quacker werden (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Hofmeister 2,6).
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