Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Person
mhd. persone, aus lat. persona, ⇓ "S040" das ursprünglich die Maske des Schauspielers, dann zunächst dessen Rolle bezeichnete.1 In letzterer Bedeutung, die im 16. Jahrhundert neu aufgenommen wird, erscheint es noch im 18. Jahrhundert: was die witzige, gelehrte Henriette in der Person einer dummen Agnes sagt(Goethe); die Person einer Gebieterin anzunehmen(Gellert); ich spiele doppelte Person (Goethe); die Person, die ich hier spiele (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,3). Auch wenn wir sagen: das Stück hat zehn Personen, liegt eigentlich die Bedeutung ›Rolle‹ zugrunde.
2 Schon mittelhochdeutsch ›Figur, äußeres Ansehen‹: siehe nicht an seine Gestalt noch seine große Person (A180 Martin Luther, 1.Samuel 16,7); er war klein von Person (A180 Martin Luther, Lukas 19,3); die Person wie die meinige oder kleiner? (Schiller); noch jetzt sagt man jmdn. von Person kennen. Nahe damit berühren sich auch noch Verwendungsweisen wie in Person erscheinen (franz. en personne), in eigner Person, überhaupt alle die Fälle, in denen die Person noch als etwas von dem Individuum Getrenntes, ihm Anhaftendes gefaßt wird: die Person des Fürsten; meine Person; ich für meine Person (Luther; L320 Trübner).
3 Die gewöhnlichste Funktion ist aber, ein Individuum ohne Rücksicht auf den Geschlechtsunterschied zu bezeichnen, auch im Gegensatz zu "Sache". Ein fingiertes Individuum bezeichnet es in juristische Person.
4 Im Anschluß an das Französische seit Anfang des 18. Jahrhunderts auch speziell ›Frauensperson‹, meist negativ, in neuerem ⇓ "S050" Persönchen aber positiv.
5 Entsprechend dem Lateinischen als ⇓ "S208" grammatikalischer Terminus seit L381 Christian Gueintz und L284 Justus Georg Schottelius 1641 (L360 ZDW15,58): erste, zweite, dritte Person. Dazu im 15. Jahrhundert
persönlich, ferner
Persönlichkeit (14. Jahrhundert ⇓ "S142" Mystik), dies im Plural früher auch für beleidigende Anzüglichkeiten, vgl. die diffamierendsten Persönlichkeiten (Lessing); die gerichtliche Polizei machte den Persönlichkeiten und Zoten auf dem Theater bald ein Ende (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Deutsches Theater 40,174,13). Vgl. H.Rheinfelder, Das Wort Persona (1928).
mhd. persone, aus lat. persona, ⇓ "S040" das ursprünglich die Maske des Schauspielers, dann zunächst dessen Rolle bezeichnete.1 In letzterer Bedeutung, die im 16. Jahrhundert neu aufgenommen wird, erscheint es noch im 18. Jahrhundert: was die witzige, gelehrte Henriette in der Person einer dummen Agnes sagt(Goethe); die Person einer Gebieterin anzunehmen(Gellert); ich spiele doppelte Person (Goethe); die Person, die ich hier spiele (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,3). Auch wenn wir sagen: das Stück hat zehn Personen, liegt eigentlich die Bedeutung ›Rolle‹ zugrunde.
2 Schon mittelhochdeutsch ›Figur, äußeres Ansehen‹: siehe nicht an seine Gestalt noch seine große Person (A180 Martin Luther, 1.Samuel 16,7); er war klein von Person (A180 Martin Luther, Lukas 19,3); die Person wie die meinige oder kleiner? (Schiller); noch jetzt sagt man jmdn. von Person kennen. Nahe damit berühren sich auch noch Verwendungsweisen wie in Person erscheinen (franz. en personne), in eigner Person, überhaupt alle die Fälle, in denen die Person noch als etwas von dem Individuum Getrenntes, ihm Anhaftendes gefaßt wird: die Person des Fürsten; meine Person; ich für meine Person (Luther; L320 Trübner).
3 Die gewöhnlichste Funktion ist aber, ein Individuum ohne Rücksicht auf den Geschlechtsunterschied zu bezeichnen, auch im Gegensatz zu "Sache". Ein fingiertes Individuum bezeichnet es in juristische Person.
4 Im Anschluß an das Französische seit Anfang des 18. Jahrhunderts auch speziell ›Frauensperson‹, meist negativ, in neuerem ⇓ "S050" Persönchen aber positiv.
5 Entsprechend dem Lateinischen als ⇓ "S208" grammatikalischer Terminus seit L381 Christian Gueintz und L284 Justus Georg Schottelius 1641 (L360 ZDW15,58): erste, zweite, dritte Person. Dazu im 15. Jahrhundert
persönlich, ferner
Persönlichkeit (14. Jahrhundert ⇓ "S142" Mystik), dies im Plural früher auch für beleidigende Anzüglichkeiten, vgl. die diffamierendsten Persönlichkeiten (Lessing); die gerichtliche Polizei machte den Persönlichkeiten und Zoten auf dem Theater bald ein Ende (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Deutsches Theater 40,174,13). Vgl. H.Rheinfelder, Das Wort Persona (1928).