Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Passiv
(Mitte des 17. Jahrhunderts passivum, seit Ende des 18. Jahrhunderts Passiv) < lat. (verbum) passivum; ⇓ "S208" grammatikalisch ›Genusform des Verbs, die den Handlungsnehmer einer Aussage als Subjekt, den Handlungsträger als präpositionales Objekt setzt‹, Gegensatz "Aktiv", in verschiedenen Umschreibungen leidende Deutung (L284 Justus Georg Schottelius 557) bzw. Gattung (L091 Johann Christoph Gottsched, Sprachkunst 294), die leidentliche Form (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.): Das Passivum ist als ein aus dem Verbo selbst gebildetes Wort der Deutschen Sprache fremd, daher sie es ganz umschreiben muß… mit dem Participio der vergangenen Zeit… und dem Hülfsworte werden (L006 Johann Christoph Adelung, Lehrgebäude §411);passiv (1796; L081 FWb) < lat. passivus ›fähig zu dulden, empfinden‹ wohl unter Einfluß von franz. gleichbedeutend passif; ›untätig, ohne Begeisterung‹: der Mensch ist eine passive Gewohnheitsmaschine (Laukhard; L081 FWb), verhielt sich das Publikum… ziemlich passiv (1836; L081 FWb), in festen Verbindungen passiver Widerstand (1834; L181 Otto Ladendorf 236), seit 1848 ⇓ "S192" Schlagwort ›gewaltlose Form politischen Protestes‹, passive Rolle: mit dieser passiven rolle begnüge ich mich neben ihrer activen (1855; L060 2DWbs. v. aktiv), passiver Wortschatz (L337 WdG); seit etwa 1700 speziell wirtschaftlich (↑ "aktiv"[2]); seit Mitte des 18. Jahrhunderts grammatikalisch auf Verben bezogen ›im Passiv stehend‹: eine active oder paßive bedeutung (1754; L060 2DWbs. v. aktiv); seit Ende des 19. Jahrhunderts ⇓ "S181" juristisch passives WahlrechtRecht, gewählt zu werden‹ (1881; L060 2DWbs. v. aktiv);
Passivität (Wieland 1773; L081 FWb) < franz. passivité; ›Untätigkeit, Trägheit‹;
Passiva"S106" (1710; L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache); ›Schulden‹ aus älterem Passivschulden, Activ und Passiv Schulden (1674 L308 Kaspar Stieler; L277 Alfred Schirmer, Kaufmannssprache) < lat. debita passiva.
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