Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Pardon
Mask. , auch Neutr. , postverbale Bildung zu altfranz. pardoner, franz. pardonner ›begnadigen, verzeihen‹ ( < lat. perdonare ›schonen‹), aus dem Französischen entlehnt in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts (Fischart; L081 FWb), daneben bis ins 18. Jahrhundert perdon (z. B. 1669 Simplizissimus) < gleichbedeutend ital. perdono, »nur im gemeinen Leben für Vergebung und Begnadigung übliches Wort« (L004 Johann Christoph Adelung), heute veraltet: Die Unsrigen wohl gefuhrt griffen an, und da die gegenseitigen sich tapfer wehrten, auch keinen Pardon annehmen wollten, gab es ein graulich Gemetzel (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 30,19 LH); Leset selbst, hier ist der General-Pardon unterschrieben (A222 Friedrich Schiller, Räuber 2,3); dazu Pardonbrief ( < franz. lettre de pardon), (um) Pardon bitten, Pardon gewähren sowie die heute noch übliche Wendung kein Pardon kennengnadenlos, rücksichtslos sein‹; seit dem 17. Jahrhundert das heute veraltete pardonnieren, auch pardonniren < franz. pardonner;pardon entlehnt im 18. Jahrhundert < franz. pardonVerzeihung!‹, ›Entschuldigen Sie!‹ (wohl verkürzt aus je vous demande pardon ›ich bitte Sie um Verzeihung‹; L081 FWb), besonders beliebt im 19. und frühen 20. Jahrhundert, heute eher veraltet,
1"S209" Sprechhandlungspartikel ›Sprecher bittet (zumeist vorab) um Entschuldigung‹: Um Perdon, mein Herr, antwortete er(Pfeffel; L081 FWb); pardon dem herausgeber (Schiller; L059 DWb); Aber, Pardon, daß ich Sie mit so was überhaupt noch belästige (A060 Theodor Fontane, Stechlin 5,52); An der Tür blieb er stehen. »Pardon«, sagte er, »es muß ein Irrtum sein..« (H.A182 Heinrich Mann, Der Untertan 180); insbesondere als Einleitung von Kritik und Widerspruch im Gespräch: Pardon! Du wirst gewiß nicht bestreiten wollen, daß ich… wohlhabender bin als du (O.E.A108 Otto Erich Hartleben, Ausgewählte Werke III,15); gelegentlich auch als Einschub im Satzinnern: Heutzutag hat aber keiner, pardon für die Grobheit, den Verstand zum Konversationmachen und keiner den Verstand, seinen Mund zu halten (A130 Hugo von Hofmannsthal, Schwierige 2,1); in abgeschwächter Bedeutung
2"S079" Gliederungspartikel, gesprächseinleitend, ›Sprecher entschuldigt sich dafür, den Hörer im Gespräch oder bei einer angefangenen Tätigkeit zu stören‹: Stani steht in der Mitteltür, im Frack: Pardon, nur um dir guten Abend zu sagen, Onkel Kari, wenn man dich nicht stört (ebenda 1,8); »Pardon«, sagte ich schließlich, »könnte ich den Studenten der Theologie Leo Schnier sprechen?« (A018 Heinrich Böll, Ansichten 4,116).
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