Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Paar
ahd. / mhd. par, nach der althochdeutschen Lautverschiebung aus ⇓ "S120" lat. par Adjektiv ›gleich‹ entlehnt; ursprünglich also ›ein Gleiches‹, daher ›Verbindung von zwei gleichen Gegenständen‹ (ein Paar Ochsen), häufig aber auch die Verbindung von zwei einander nicht ganz gleichen, sondern entsprechenden, einander ergänzenden Gegenständen: seit dem 15. Jahrhundert Paar Schuhe, auch Paar als Verbindung eines männlichen und eines weiblichen Wesens (Brautpaar, Ehepaar). In ungenauer Weise wird es für eine geringe Anzahl gebraucht (16. Jahrhundert). Dann nähert es sich durch eine Verschiebung in der Auffassung der Konstruktion und der Natur eines (flexionslosen) Adjektivs. Dies zeigt sich auch orthographisch an der Kleinschreibung: ein paar Ochsen verschieden von ein Paar Ochsen. Weiterhin muß zu ein paar Ochsen das Prädikat notwendigerweise in den Plural treten, während neben ein Paar Ochsen der Singular das Normale ist; man flektiert mit ein paar Ochsen gegen mit einem Paar Ochsen; es kann dann sogar der bestimmte Artikel im Plural hinzutreten: die paar Groschen Verdienst (Immermann; L320 Trübner); vereinzelt wird sogar für sich stehendes ein paar flektiert: unter ein paaren ist's [das Würfelspiel] nicht der Mühe werth (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 38,133,18). In der Redensart zu Paaren treiben (so erst seit dem 18. Jahrhundert) scheint ursprünglich mhd. barn, zerdehnt barenKrippe‹ zugrunde zu liegen, vgl. bei A218 Hans Sachs (Fastnachtsspiele 4,149) ich wil dich wol zum paren bringenin den Stall bringen, einfangen, überwältigen‹, vgl. auch kärntnerisch zi'n porn treiben (L059 DWb);paaren (1464; W/ H), sich paarenbegatten‹ (16. Jahrhundert), oft übertragen, vgl. den Gedanken mit dem Ausdruck paaren (A121 Johann Gottfried Herder 1,387);
Paarung (L308 Kaspar Stieler).
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