Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
opfern
ahd. opharon, mhd. opfern, »der Lautform nach« (L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold) entlehnt aus ⇓ "S120" lat. operari ›arbeiten‹, auch ›Almosen geben‹, althochdeutsch zunächst ›eine Arbeit verrichten‹, dann ›ein religiöses Opfer darbringen‹, in dieser Bedeutung beeinflußt von ahd. offronGott schenken, weihen‹ < lat. offereu. a. ›darbringen‹ (Th.Frings, Grundlegung einer Geschichte der deutschen Sprache, 31957,105). In zahlreichen, den Bedeutungen von Opfer entsprechenden Verwendungen, zum Neuhochdeutschen hin »besonders in der höheren Schreibart« (L004 Johann Christoph Adelung), auf den nicht religiösen Bereich übertragen: Er habe sie opfern müssen… Wörter wie ›morden‹, ›schlachten‹ sind ja den Mördern und Schlächtern unbekannt (Ch.A284 Christa Wolf, Kassandra 62), Ich verschwende, was mir geschenkt wird, ich Verschwender mit tausend Händen: wie dürfte ich Das noch Opfern heissen! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 296). Auch reflexiv sich opfern; ↑ "aufopfern". Aus opfern abgeleitetOpfer, ahd. ophar, mhd. opfer
1.1eine der Gottheit dargebrachte Gabe‹, aber auch
1.2Handlung des Opferns‹, in Belegen wie auf des ölbergs höhe bereiten sie dem götzen Moloch opfer(Klopstock; L059 DWb) wird die Nähe der Bedeutungen deutlich. Im Christentum v. a. vom Tode Christi als Sühneopfer (↑ "Sühne") für die Sünden der Menschheit und ⇓ "S110" von den daraus abgeleiteten liturgischen Bräuchen im Zusammenhang mit Messe und Abendmahl;
2 abgelöst vom sinnlichen Begriff: so nimm, o herr, zum opfer an die freude der gerührten seelen (Brockes; L059 DWb). In weiteren Bedeutungen
3.1jmd. , der durch etwas umkommt, etwas erleidet‹: das opfer der lawine (V. v.Scheffel; L059 DWb), fest in der Verbindung Täter und Opfer (↑ "Täter"), im Rechtswesen und v. a. zur Bezeichnung der Verbrecher und der von ihnen Verfolgten und Ermordeten in totalitären Unrechtsstaaten, v. a. im NS-Staat die Opfer des Faschismus (L337 WdG, in der Nachkriegszeit abgekürzt OdF);
3.2Hingabe, möglich durch Verzicht, von etwas zugunsten eines anderen‹, beglückt, wer treue rein im busen trägt / kein Opfer wird ihm je gereuen(Goethe; L059 DWb).
Opfergang mhd. opferganc, ursprünglich katholischer Gottesdienstbrauch; übertragen die Bedeutung ›Gang zur Opferstätte‹ (Klopstock; L059 DWb) wurde es zu ›Hingabe des Lebens für andere‹ (L201 Lutz Mackensen 1952), vielleicht durch die ⇓ "S145" nationalsozialistische Opferideologie verbreitet (vgl. L320 Trübner: Opfermut, Opfersinn usw.).
Opferlamm ursprünglich das zum Opfer bestimmte Lamm, dann zunächst auf Christus, später auch auf andere Personen übertragen (Wieland; L059 DWb).
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