Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ökonomie
< griech. oikonomíaHaushaltung, Verwaltung‹.1.1Wirtschaftlichkeit, sinnvolle Haushaltung‹: bürgerlich pollizey, oeconomay (1534; L081 FWb), noch bis ins 18. Jahrhundert auch in der lateinischen Form oeconomia. Im 18. Jahrhundert verselbständigt sich der bei Ökonomie schon immer vorhandene Nebenbegriff der
1.2Sparsamkeit‹ (1724; L081 FWb). Ebenfalls versuchte man den Begriff Ökonomie als
2Landwirtschaft‹ (1716; L081 FWb), vor allem in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Einfluß der physiokratischen Wirtschaftslehren, dem »Wirtschaften« der unwissenden Bauern gegenüberzustellen. Wohl direkt auf die Bedeutung von lat. oeconomia in der Rhetorik geht
3.1sinnvolle Einrichtung eines Kunstwerks‹ zurück, davon vermutlich
3.2die zweckmäßige Einrichtung eines Ganzen‹: in der inneren ökonomie des menschen (Wieland; L059 DWb). Heute vor allem
4die Wirtschaft in ihrer Gesamtheit‹, so wohl Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht gebraucht (L081 FWb), und
5Wirtschaftswissenschaft‹, verkürzt aus politische Ökonomie (z. B. Schlettwein 1778) und Nationalökonomie (1805; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), zuvor schon 1740 bei L361 Johann Heinrich Zedler »Haußhaltungs-Wissenschaft« mit Bezug auf (1.1). Dazu
ökonomisch aus griech.-lat. oeconomicus (17. Jahrhundert; L059 DWb), heute vor allem ›sparsam‹: wenn man seine ideen um einen lodernden kronleuchter herumträgt, so werfen sie ein ganz anderes licht zurück als wenn man damit vor einer ökonomischen lampe hockt(Jean Paul; L059 DWb), jedoch auch in anderen Ökonomie entsprechenden Bedeutungen: Durch ihre ökonomische Ohnmacht haben sie [die Eltern] ihre Schrecken verloren (A001 Theodor W. Adorno, Minima 16);
Ökonom (1617; L059 DWb) zunächst ›wirtschaftlicher, tüchtiger Hausvater‹, im 18./ 19. Jahrhundert ›Landwirt‹, heute nur noch ›Wirtschaftswissenschaftler‹ ⇓ "S058" verkürzt aus Nationalökonom.
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