Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Ohr
Singular stark, Plural schwach, ahd. ora, mhd. oreschwaches Neutrum, gemeingermanisch (engl. ear). Viele bildliche umgangssprachliche Verwendungen (vgl. L258 Lutz Röhrich):⊚⊚ die Ohren spitzen ›aufpassen‹ (Murner; L258 Lutz Röhrich); übers Ohr hauen ›betrügen‹ aus der Fechtersprache (1781; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel); es (faustdick) hinter den Ohren haben ›verschlagen sein‹ (↑ "faustdick"), nach älterem den Schalk hinter den Ohren haben(1512 Murner; L258 Lutz Röhrich); bis über beide Ohren ›ganz und gar‹ (um 1500; ebenda); sich aufs Ohr legen ›schlafen‹ (Grimmelshausen; L059 DWbs. v. legen); die Ohren steifhalten (↑ "steif"); sich etwas hinter die Ohren schreiben›sich etwas einprägen‹ (1649; L258 Lutz Röhrich); zu Ohren kommen (zumeist Unerfreuliches) (A180 Martin Luther, 2.Samuel 22,7); etwas geht zum einen Ohr hinein, zum anderen wieder hinaus ›etwas nicht verstehen‹, auch: ›nicht verstehen bzw. behalten wollen‹ schon mittelhochdeutsch, dann 1529 Agricola (L258 Lutz Röhrich); jmdm. in den Ohren liegen ›jmdn. zudringlich bitten oder ermahnen‹ (L305 Christoph Ernst Steinbach); Die Wände haben Ohren! ›Wir sind von Horchern umgeben!‹ (J.Ch.Günther; L109 Moriz Heyne); ganz Ohr sein ›aufmerksam lauschen‹ (Schiller; L109 Moriz Heyne); tauben Ohren predigen ›kein Gehör finden‹ (Hagedorn; L109 Moriz Heyne, schon L200 Josua Maaler 1561 tumme Oren / die nit merckend); sich die Nacht um die Ohren schlagen ›nicht zum Schlafen kommen‹ (L379 Duden, Stilwörterbuch 1937); Bohnen in den Ohren haben ›nicht hören‹ (L218 Muret/ Sanders 1905). Übertragen auf Gegenstände, die in ihrer Gestalt ähnlich sind, z. B. Schweineohr ›Gebäckstück‹; "Eselsohr" ›umgeknickte Ecke eines Papiers‹ ↑ "Esel".
Ohrenbläser (15. Jahrhundert orenblaser; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), nach jmdm. etwas in die Ohren blasen »eine Person, welche das Gehör eines andern zum Nachtheile eines Dritten mißbraucht« (L004 Johann Christoph Adelung), auch moviert ⇓ "S140" Ohrenbläserinn (ebenda).
Ohrfeige (15. Jahrhundert orfige; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ursprünglich scherzhafte Bezeichnung ⇓ "S217" vgl. "Backfeige", "Dachtel" (L171 Paul Kretschmer 103), heute norddeutsch und westdeutsch ›Schlag auf die Wange‹ ⇑ "Backpfeife", 1"Schelle", "Watsche" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4), dazu
ohrfeigen L033 Joachim Heinrich Campe 1809.
Ohrwurm ›Insekt, von dem der Volksglaube annimmt, daß es gerne Schläfern ins Ohr kriecht‹, 14. Jahrhundert, landschaftliche Synonyme vgl. L048 DWAIII, ⇓ "S027" übertragen ›Zuträger, Schmeichler‹: Er sollte dem glatten Ohrwurm weniger trauen (Grabbe; L264 Daniel Sanders); umgangssprachlich auch ›eingängige Melodie‹ (1980; L097 GWb).
Ohrenbläser (15. Jahrhundert orenblaser; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), nach jmdm. etwas in die Ohren blasen »eine Person, welche das Gehör eines andern zum Nachtheile eines Dritten mißbraucht« (L004 Johann Christoph Adelung), auch moviert ⇓ "S140" Ohrenbläserinn (ebenda).
Ohrfeige (15. Jahrhundert orfige; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ursprünglich scherzhafte Bezeichnung ⇓ "S217" vgl. "Backfeige", "Dachtel" (L171 Paul Kretschmer 103), heute norddeutsch und westdeutsch ›Schlag auf die Wange‹ ⇑ "Backpfeife", 1"Schelle", "Watsche" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4), dazu
ohrfeigen L033 Joachim Heinrich Campe 1809.
Ohrwurm ›Insekt, von dem der Volksglaube annimmt, daß es gerne Schläfern ins Ohr kriecht‹, 14. Jahrhundert, landschaftliche Synonyme vgl. L048 DWAIII, ⇓ "S027" übertragen ›Zuträger, Schmeichler‹: Er sollte dem glatten Ohrwurm weniger trauen (Grabbe; L264 Daniel Sanders); umgangssprachlich auch ›eingängige Melodie‹ (1980; L097 GWb).