Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Nutzen
zu (ge)nießen (↑ "genießen"). Die ältere Form "Nutz" frühneuhochdeutsch noch in allgemeinem Gebrauch, zuweilen noch im 18. Jahrhundert, allgemein in sich etwas zu nutze machen (Rabener; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), zu Nutz und Frommen (1573 Luther; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ferner in Eigennutz (↑ "Eigen-"), als erstes Glied von Zusammensetzungen: Nutzholz, Nutzanwendung, Nutznießung, nutzlos, nutzbringend, nutzbar, nützlich (s. unten). Der Übergang zu Nutzen ist durch ein schwaches Nutze vermittelt (↑ "Nacken"). Älter das Adjektivnütze, nütz, oberdt. nutz ›nützlich‹. Attributiv war es immer weniger üblich, kommt aber noch bis ins 17. Jahrhundert vor. Prädikativ ist es häufig bei Luther: sein Tun ist dir sehr nütze; findet sich auch noch bei neueren Schriftstellern: etwas denken ist dem Menschen immer nütze (Goethe), wozu sind sie dir nütz?(Schiller). Am längsten bleibt in allgemeinem Gebrauch nichts nütze, zu nichts nütze. Hebel gebraucht nichts nutz als Abweisung einer Vermutung. Vgl. kein nütze (↑ "kein"). ⇓ "S188" Substantivisch der Nichtsnutz (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482). Von den beiden Formen des Verbs ist
nutzen ursprünglich oberdeutsch,
nützen mitteldeutsch (ahd. nuzzan, nuzzon). Jetzt werden beide vermischt transitiv und intransitiv gebraucht. Versuche, die eine Form auf transitiven, die andere auf intransitiven Gebrauch einzuschränken, sind nicht durchgedrungen. Auch bei den bloß transitiven abnutzen – dieses auch reflexiv: Gedanken nutzen sich ab wie Münzen, die von Hand zu Hand gehen (Ch.A286 Christa Wolf, Ort 11) –, ausnutzen, benutzen findet sich dieselbe Doppelheit und zwar so, daß die umgelautete Form die seltenere ist. Dazu
nützlich, ahd. nuzlih, mhd. nütz(e)lich,
nutzlos (Herder; L033 Joachim Heinrich Campe);
Nutznießung 1738 als ⇓ "S181" juristisches Fachwort (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt, ↑ "genießen"), älter die Verbindung nutz und nießung (1511; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt),
Nutzung (14. Jahrhundert J.Tauler; L059 DWb).
nutzen ursprünglich oberdeutsch,
nützen mitteldeutsch (ahd. nuzzan, nuzzon). Jetzt werden beide vermischt transitiv und intransitiv gebraucht. Versuche, die eine Form auf transitiven, die andere auf intransitiven Gebrauch einzuschränken, sind nicht durchgedrungen. Auch bei den bloß transitiven abnutzen – dieses auch reflexiv: Gedanken nutzen sich ab wie Münzen, die von Hand zu Hand gehen (Ch.A286 Christa Wolf, Ort 11) –, ausnutzen, benutzen findet sich dieselbe Doppelheit und zwar so, daß die umgelautete Form die seltenere ist. Dazu
nützlich, ahd. nuzlih, mhd. nütz(e)lich,
nutzlos (Herder; L033 Joachim Heinrich Campe);
Nutznießung 1738 als ⇓ "S181" juristisches Fachwort (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt, ↑ "genießen"), älter die Verbindung nutz und nießung (1511; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt),
Nutzung (14. Jahrhundert J.Tauler; L059 DWb).