Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
nur
⇓ "S242" ahd. ni wari, mhd. ne wære, niwer, newer, niur, neur, nuer, nuor(Negation mit Konjunktiv Prät. von sin ›sein‹) ›wäre es nicht, es wäre denn‹ (vgl. es sei denn), wohl über nuér und núer (L164 Friedrich Kluge) zu frühnhd. nur (L327 Voc.Teut.-Lat. 1482), Nebenformen nuhr (1557 Bechius; L059 DWb), neuer (1550 Albrecht von Eyb; L059 DWb), neur (L327 Voc.Teut.-Lat.), nur (1557 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 119), nurt (Luther), nurten (»ab imperitis scribis & Notariis«; L308 Kaspar Stieler 1691), drängt seit spätmittelhochdeutscher Zeit das bis dahin übliche niwan(Zusammensetzung aus ni ›nicht‹ und wan ›außer‹ [vgl. L012 Otto Behaghel, Syntax 232] ↑ 2"man") zurück;1 Adverb, mhd. newære, ursprünglich im Sinne von wan, mit einschränkendem Bezug auf einen negativen Vordersatz ›es sei denn, außer (wenn)‹: ich lasse dich nit, nur du gesegnest mich (4. Bibelübersetzung 1.Mose 32,26; L059 DWb; Luther: du segenest mich denn);
2 Adverb (schon mittelhochdeutsch), bezogen auf einen Satzteil ›(im Gegensatz zu gewissen Erwartungen) nicht (nichts, nirgends, nie, niemand usw.) außer‹, ›nicht mehr als‹ ⇑ "allein", "bloß", "lediglich" (↑ "ledig"); in dieser Bedeutung (wie wan) ursprünglich nur in Verbindung mit einer vorhergehenden Negation, die allmählich fortgefallen ist; der Satz ich war nur einmal bei ihm wäre also hervorgegangen aus einem älteren der Form ich war nicht (nie) bei ihm, nur einmal (vgl. spätmhd. wan ich und mein muniche nicht anders nur kaltes Wasser getrunken haben [J. v.Neumarkt]); in der Regel vor dem Satzteil, auf den es sich bezieht, gelegentlich aber auch danach, mit Bezug auf einen Nominativ: Nur wer die Sehnsucht kennt / Weiß, was ich leide! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 2,118 LH); O ich bin nur ein Weib! (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); mit Bezug auf Genitiv, Dativ oder Akkusativ: wo man nur Lethens wasser trinkt (J.G.Jacobi; L059 DWb); Selbstlob! Nur dem Neide stinkt's (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 5,158 LH); Möchtest du heute zwanzig sein? Zehn? Die innere Gebärde des Entsetzens: Nur das nicht! (Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 63); mit Bezug auf eine präpositionale Fügung: nur mit worten fuhrs ihn an (Ayrer; L059 DWb); Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen (A222 Friedrich Schiller, Braut 1,7); mit Bezug auf ein Adjektiv, Partizip oder Adverb: nur geliehen war die stunde (Herder; L059 DWb); ich bin nur verliebt (Lessing; L059 DWb); Nur jetzt noch halte fest du treuer Strang (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); mit Bezug auf das Verb: ich konnte nur staunen und bewundern (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 16,218 LH), dabei Stellung von nurwie beim Adverb: er ißt nur –wenn er nur ißt – ißt er nur; in dem letzten Fall syntaktische Trennung vom Bezugswort, ähnlich bei nur im Nebensatz, vgl. ich gehe nur mit, wenn du es erlaubst; in bezug auf Quantitätsbestimmungen ›nicht mehr als‹, ›weniger als erwartbar wäre‹: Adam, der nur zween söne hatte(Luther; L059 DWb); Nur wenig Tage noch Geduld! (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 4,6); Ich denke oft, wenn du sie nur Einmal, nur Einmal an dieses Herz drucken konntest (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 16,127 LH); zuweilen pleonastisch verbunden mit gleichbedeutendem (dem Bezugswort oft nachgestelltem) "allein": nur ich allein / ich leide pein (Spee; L059 DWb); oder mit "bloß": Blos nur darum (L308 Kaspar Stieler 1691); ob der Herr sich das / Nur blos so dichtet oder obs geschehn (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 4,2); hierher auch nurals Bestandteil des fast wie eine (Doppel-)Konjunktion gebrauchten nicht nur (›bloß, allein‹)… sondern auch (16. Jahrhundert): Er… hatte nun die Freude, nicht nur etwa einen Flugel, sondern mehrere in seiner Wohnung aufgestellt zu sehen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 24,190f. LH); auch elliptisch zur Einleitung eines daß-Satzes: nicht nur, daß Herr Guillaume ihm seine Freiheit schenkte, er machte ihn sogar zum Aufseher (H. v.Kleist), ↑ "nicht"; mit leicht ironischem Unterton neben übersteigerndem (all)zu: nur allzuviel! (Gryphius; L059 DWb); nur allzu wahr! (Wieland; L059 DWb); nur allzuwohl (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 17,346 LH); hierher auch nur so ›ohne besonderen Grund‹: »Was fängst du an, französisch zu sprechen?« »Nur so.. Die Atmosphäre hier ist ja so international… « (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 541); ähnlich nur soin Wendungen wie daß es nur so kracht (18. Jahrhundert; L059 DWb); hierher auch nur noch neben dem Komparativ: davon wird er nur noch übermütiger;
3 Adverb (schon bei Luther) ›nun, jetzt‹: Ich gehe nur von ihm (L308 Kaspar Stieler 1691); auch, um anzudeuten, daß etwas nicht länger her ist als angegeben, ›erst‹: junge hühnlin… so nur ausgekrochen waren (Luther; L059 DWb); Es hat nur neune geschlagen (L308 Kaspar Stieler 1691); nur eben (Lessing); nur jetzt (Lessing); nur vorhin schien er meinen vorschlag zu billigen (Lessing; L059 DWb); gelegentlich auch nur allein im Sinne von ›eben erst‹: nur gedachte Fragmente (Lessing); unter nur gedachtem Papste (Lessing);
4 Konjunktion, nach negiertem Hauptsatz einen (häufig verkürzten) weiteren Hauptsatz einleitend, zum Ausdruck eines Gegensatz im Sinne von ›vielmehr, sondern‹: Der König / war gegen Sie nicht gnädig – nur gerecht (A222 Friedrich Schiller, Karlos 3,7);
5 in verallgemeinernden Relativsätzen im Sinne von ›irgend‹: alles, was er nur wünschen kann; sie bekommt, so viel sie nur will. Was zunächst ausdrückte, daß etwas im Gegensatz zu gewissen unterstellten Erwartungen in seinem Geltungsbereich eingeschränkt ist, mag später als Unterstellung gegenteiliger Erwartungen verstanden worden sein, daher der Gebrauch als
6 ⇓ "S002" Abtönungspartikel
6.1 in Wunschsätzen (16. Jahrhundert) ›Sprecher gibt zu verstehen, daß es gegenteilige Erwartungen oder Hoffnungen gab‹ (⇑ "bloß", "doch"): O kom er nur vnd wer so keck / Wolt vns den feyel nemen weg (1557 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 120); Wenn ich nur todt ware (L308 Kaspar Stieler 1691); Gäb's nur keinen Wein / Und keine Weiberthränen! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 2,275 LH);
6.2 in Imperativsätzen (16. Jahrhundert), v. a. zum Ausdruck einer Erlaubnis, eines Ratschlags oder (ironischen) Vorschlags, ›Sprecher gibt zu verstehen, daß es, im Gegensatz zur unterstellten Hörererwartung, für die genannte Handlung keine Hinderungsgründe gibt‹: Pack dich nur bald das rhat ich dir (1557 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 19); Ach seh' sie nur! ach schau' sie nur!(A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,149 LH); Laß nur, sagte Laertes, die Zeit wird ihr schon zu Hulfe kommen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 19,4 LH); Er soll es nur wagen (H.A182 Heinrich Mann, Unrat 471); Nur keine Müdigkeit vorschützen! (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 305); oft mit Auslassung des Verbs: Nur fort (L308 Kaspar Stieler 1691); nur heraus mit der sprache! (Lessing; L059 DWb); nur getrost (Engel; L059 DWb); dazu nur zu im Sinne von aufforderndem ↑ "los": Nur zu! Geliebter Schenke, / Den Becher fülle still! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 5,171 LH); Meinethalben auch noch innere Wahrheit. Nur zu. Wahrheit um Wahrheit (A004 Ingeborg Bachmann, Wildermuth 250); hierher auch veraltet nur immer(hin): fangt nur immer an (Lessing; L059 DWb); mit Negation und Betonung zum Ausdruck einer dringenden Aufforderung: Komm nur nicht wieder (L308 Kaspar Stieler 1691); Nur lieb mich!… Sie besann sich und ließ die Arme sinken – Ja, tu, wie du willst. Nur schick mich nicht fort (A004 Ingeborg Bachmann, Gomorrha 211);
6.3 in Fragesätzen und rhetorischen Fragen ›Sprecher gibt zu verstehen, daß er das der Frage zugrundeliegende Ereignis nicht erwartet hatte oder für unbegründet hält‹: Wer nur kommt (L308 Kaspar Stieler 1691), »Aber Ezel«, unterbrach ihn Melanie, »was hast du nur?… « (A060 Theodor Fontane, L'Adultera 2,15); ein kurzes, kleines Schütteln, mit dem man gewöhnlich ein »Wie kann man nur!« zum Ausdruck bringt (B.A254 Botho Strauß, Paare 78);
6.4 in Aussagesätzen ›im Gegensatz zu dem, was man erwarten könnte‹, ›Sprecher räumt negative Aspekte des beschriebenen Sachverhalts ein‹, ›freilich‹, ›allerdings‹: Gut denn! Nur erklaren sie sich deutlicher, und, wenn ich bitten darf in Beispielen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 38,147 LH); ich hänge doch sehr an dem Erzeugnis… Nur allerdings, die Verteuerung durch Zoll und Porto ist ziemlich empfindlich (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 494); dazu in Nebensätzen nur daß (mhd. wan daz), ↑ "daß": Ich habe ja gewußt, daß sie es wissen. Nur, daß sie es auch aussprechen würden… das hatte ich nicht erwartet (Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 112), ähnlich nur schade (, daß): o ein scharmanter mann!… nur schade, dasz er so kahl ist (Wieland; L059 DWb).
2 Adverb (schon mittelhochdeutsch), bezogen auf einen Satzteil ›(im Gegensatz zu gewissen Erwartungen) nicht (nichts, nirgends, nie, niemand usw.) außer‹, ›nicht mehr als‹ ⇑ "allein", "bloß", "lediglich" (↑ "ledig"); in dieser Bedeutung (wie wan) ursprünglich nur in Verbindung mit einer vorhergehenden Negation, die allmählich fortgefallen ist; der Satz ich war nur einmal bei ihm wäre also hervorgegangen aus einem älteren der Form ich war nicht (nie) bei ihm, nur einmal (vgl. spätmhd. wan ich und mein muniche nicht anders nur kaltes Wasser getrunken haben [J. v.Neumarkt]); in der Regel vor dem Satzteil, auf den es sich bezieht, gelegentlich aber auch danach, mit Bezug auf einen Nominativ: Nur wer die Sehnsucht kennt / Weiß, was ich leide! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 2,118 LH); O ich bin nur ein Weib! (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); mit Bezug auf Genitiv, Dativ oder Akkusativ: wo man nur Lethens wasser trinkt (J.G.Jacobi; L059 DWb); Selbstlob! Nur dem Neide stinkt's (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 5,158 LH); Möchtest du heute zwanzig sein? Zehn? Die innere Gebärde des Entsetzens: Nur das nicht! (Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 63); mit Bezug auf eine präpositionale Fügung: nur mit worten fuhrs ihn an (Ayrer; L059 DWb); Denn nur vom Edeln kann das Edle stammen (A222 Friedrich Schiller, Braut 1,7); mit Bezug auf ein Adjektiv, Partizip oder Adverb: nur geliehen war die stunde (Herder; L059 DWb); ich bin nur verliebt (Lessing; L059 DWb); Nur jetzt noch halte fest du treuer Strang (A222 Friedrich Schiller, Tell 4,3); mit Bezug auf das Verb: ich konnte nur staunen und bewundern (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 16,218 LH), dabei Stellung von nurwie beim Adverb: er ißt nur –wenn er nur ißt – ißt er nur; in dem letzten Fall syntaktische Trennung vom Bezugswort, ähnlich bei nur im Nebensatz, vgl. ich gehe nur mit, wenn du es erlaubst; in bezug auf Quantitätsbestimmungen ›nicht mehr als‹, ›weniger als erwartbar wäre‹: Adam, der nur zween söne hatte(Luther; L059 DWb); Nur wenig Tage noch Geduld! (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 4,6); Ich denke oft, wenn du sie nur Einmal, nur Einmal an dieses Herz drucken konntest (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 16,127 LH); zuweilen pleonastisch verbunden mit gleichbedeutendem (dem Bezugswort oft nachgestelltem) "allein": nur ich allein / ich leide pein (Spee; L059 DWb); oder mit "bloß": Blos nur darum (L308 Kaspar Stieler 1691); ob der Herr sich das / Nur blos so dichtet oder obs geschehn (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 4,2); hierher auch nurals Bestandteil des fast wie eine (Doppel-)Konjunktion gebrauchten nicht nur (›bloß, allein‹)… sondern auch (16. Jahrhundert): Er… hatte nun die Freude, nicht nur etwa einen Flugel, sondern mehrere in seiner Wohnung aufgestellt zu sehen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 24,190f. LH); auch elliptisch zur Einleitung eines daß-Satzes: nicht nur, daß Herr Guillaume ihm seine Freiheit schenkte, er machte ihn sogar zum Aufseher (H. v.Kleist), ↑ "nicht"; mit leicht ironischem Unterton neben übersteigerndem (all)zu: nur allzuviel! (Gryphius; L059 DWb); nur allzu wahr! (Wieland; L059 DWb); nur allzuwohl (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 17,346 LH); hierher auch nur so ›ohne besonderen Grund‹: »Was fängst du an, französisch zu sprechen?« »Nur so.. Die Atmosphäre hier ist ja so international… « (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 541); ähnlich nur soin Wendungen wie daß es nur so kracht (18. Jahrhundert; L059 DWb); hierher auch nur noch neben dem Komparativ: davon wird er nur noch übermütiger;
3 Adverb (schon bei Luther) ›nun, jetzt‹: Ich gehe nur von ihm (L308 Kaspar Stieler 1691); auch, um anzudeuten, daß etwas nicht länger her ist als angegeben, ›erst‹: junge hühnlin… so nur ausgekrochen waren (Luther; L059 DWb); Es hat nur neune geschlagen (L308 Kaspar Stieler 1691); nur eben (Lessing); nur jetzt (Lessing); nur vorhin schien er meinen vorschlag zu billigen (Lessing; L059 DWb); gelegentlich auch nur allein im Sinne von ›eben erst‹: nur gedachte Fragmente (Lessing); unter nur gedachtem Papste (Lessing);
4 Konjunktion, nach negiertem Hauptsatz einen (häufig verkürzten) weiteren Hauptsatz einleitend, zum Ausdruck eines Gegensatz im Sinne von ›vielmehr, sondern‹: Der König / war gegen Sie nicht gnädig – nur gerecht (A222 Friedrich Schiller, Karlos 3,7);
5 in verallgemeinernden Relativsätzen im Sinne von ›irgend‹: alles, was er nur wünschen kann; sie bekommt, so viel sie nur will. Was zunächst ausdrückte, daß etwas im Gegensatz zu gewissen unterstellten Erwartungen in seinem Geltungsbereich eingeschränkt ist, mag später als Unterstellung gegenteiliger Erwartungen verstanden worden sein, daher der Gebrauch als
6 ⇓ "S002" Abtönungspartikel
6.1 in Wunschsätzen (16. Jahrhundert) ›Sprecher gibt zu verstehen, daß es gegenteilige Erwartungen oder Hoffnungen gab‹ (⇑ "bloß", "doch"): O kom er nur vnd wer so keck / Wolt vns den feyel nemen weg (1557 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 120); Wenn ich nur todt ware (L308 Kaspar Stieler 1691); Gäb's nur keinen Wein / Und keine Weiberthränen! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 2,275 LH);
6.2 in Imperativsätzen (16. Jahrhundert), v. a. zum Ausdruck einer Erlaubnis, eines Ratschlags oder (ironischen) Vorschlags, ›Sprecher gibt zu verstehen, daß es, im Gegensatz zur unterstellten Hörererwartung, für die genannte Handlung keine Hinderungsgründe gibt‹: Pack dich nur bald das rhat ich dir (1557 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 19); Ach seh' sie nur! ach schau' sie nur!(A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,149 LH); Laß nur, sagte Laertes, die Zeit wird ihr schon zu Hulfe kommen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 19,4 LH); Er soll es nur wagen (H.A182 Heinrich Mann, Unrat 471); Nur keine Müdigkeit vorschützen! (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 305); oft mit Auslassung des Verbs: Nur fort (L308 Kaspar Stieler 1691); nur heraus mit der sprache! (Lessing; L059 DWb); nur getrost (Engel; L059 DWb); dazu nur zu im Sinne von aufforderndem ↑ "los": Nur zu! Geliebter Schenke, / Den Becher fülle still! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 5,171 LH); Meinethalben auch noch innere Wahrheit. Nur zu. Wahrheit um Wahrheit (A004 Ingeborg Bachmann, Wildermuth 250); hierher auch veraltet nur immer(hin): fangt nur immer an (Lessing; L059 DWb); mit Negation und Betonung zum Ausdruck einer dringenden Aufforderung: Komm nur nicht wieder (L308 Kaspar Stieler 1691); Nur lieb mich!… Sie besann sich und ließ die Arme sinken – Ja, tu, wie du willst. Nur schick mich nicht fort (A004 Ingeborg Bachmann, Gomorrha 211);
6.3 in Fragesätzen und rhetorischen Fragen ›Sprecher gibt zu verstehen, daß er das der Frage zugrundeliegende Ereignis nicht erwartet hatte oder für unbegründet hält‹: Wer nur kommt (L308 Kaspar Stieler 1691), »Aber Ezel«, unterbrach ihn Melanie, »was hast du nur?… « (A060 Theodor Fontane, L'Adultera 2,15); ein kurzes, kleines Schütteln, mit dem man gewöhnlich ein »Wie kann man nur!« zum Ausdruck bringt (B.A254 Botho Strauß, Paare 78);
6.4 in Aussagesätzen ›im Gegensatz zu dem, was man erwarten könnte‹, ›Sprecher räumt negative Aspekte des beschriebenen Sachverhalts ein‹, ›freilich‹, ›allerdings‹: Gut denn! Nur erklaren sie sich deutlicher, und, wenn ich bitten darf in Beispielen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 38,147 LH); ich hänge doch sehr an dem Erzeugnis… Nur allerdings, die Verteuerung durch Zoll und Porto ist ziemlich empfindlich (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 494); dazu in Nebensätzen nur daß (mhd. wan daz), ↑ "daß": Ich habe ja gewußt, daß sie es wissen. Nur, daß sie es auch aussprechen würden… das hatte ich nicht erwartet (Ch.A286 Christa Wolf, Störfall 112), ähnlich nur schade (, daß): o ein scharmanter mann!… nur schade, dasz er so kahl ist (Wieland; L059 DWb).