Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
nüchtern
ahd. nuohturn, nuochturnin, mhd. nüehtern ( < lat. nocturnus ›nächtlich‹ mit Einfluß von ahd. uohta›Morgendämmerung‹). Ursprünglich wohl ein Klosterwort mit der Bedeutung1.1 ›am Morgen ohne Speise und Getränke‹. Seit dem Mittelhochdeutschen auch im Sinne von
1.2 ›nicht angetrunken oder betrunken‹: Es ist ja nicht so, daß ich nüchtern ins Studio komme. Ich trinke vor der Sendung (A073 Max Goldt, Ungeduscht 89). Dann auch übertragen
1.3 ›mäßig‹ nüchtern leben (L308 Kaspar Stieler), man lebte allzu nüchtern(G.A.Bürger; L059 DWb). Wie sein Gegensatz "trunken" (↑ "Trunk") wird es übertragen gebraucht, entweder mehr lobend ›nicht durch Leidenschaft fortgerissen, sachlich‹: Da tut es immer gut, die blumigen Adjektiva abzukratzen und nüchtern zu konstatieren (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,18) oder tadelnd ›ohne Begeisterung und höheren Aufschwung oder dazu unfähig‹.
Nüchternheit (Anfang des 15. Jahrhunderts L040 Lorenz Diefenbach 539e), weil dieser außerordentliche Mensch [Homer] seelenvoll genug war, um die abendländische Junonische Nüchternheit für sein Apollonsreich zu erbeuten(Hölderlin an Bühlendorff 4.12.1801); dazu
ernüchtern (L004 Johann Christoph Adelung) transitiv ›jmdn. nüchtern machen‹, z. B. einen Betrunkenen; auch im Sinne von ›(sich) von einer leidenschaftlichen Vorstellung befreien‹ war wechselweise von seinen reden berauscht und… ernüchtert (Immermann; L109 Moriz Heyne).
ahd. nuohturn, nuochturnin, mhd. nüehtern ( < lat. nocturnus ›nächtlich‹ mit Einfluß von ahd. uohta›Morgendämmerung‹). Ursprünglich wohl ein Klosterwort mit der Bedeutung1.1 ›am Morgen ohne Speise und Getränke‹. Seit dem Mittelhochdeutschen auch im Sinne von
1.2 ›nicht angetrunken oder betrunken‹: Es ist ja nicht so, daß ich nüchtern ins Studio komme. Ich trinke vor der Sendung (A073 Max Goldt, Ungeduscht 89). Dann auch übertragen
1.3 ›mäßig‹ nüchtern leben (L308 Kaspar Stieler), man lebte allzu nüchtern(G.A.Bürger; L059 DWb). Wie sein Gegensatz "trunken" (↑ "Trunk") wird es übertragen gebraucht, entweder mehr lobend ›nicht durch Leidenschaft fortgerissen, sachlich‹: Da tut es immer gut, die blumigen Adjektiva abzukratzen und nüchtern zu konstatieren (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,18) oder tadelnd ›ohne Begeisterung und höheren Aufschwung oder dazu unfähig‹.
Nüchternheit (Anfang des 15. Jahrhunderts L040 Lorenz Diefenbach 539e), weil dieser außerordentliche Mensch [Homer] seelenvoll genug war, um die abendländische Junonische Nüchternheit für sein Apollonsreich zu erbeuten(Hölderlin an Bühlendorff 4.12.1801); dazu
ernüchtern (L004 Johann Christoph Adelung) transitiv ›jmdn. nüchtern machen‹, z. B. einen Betrunkenen; auch im Sinne von ›(sich) von einer leidenschaftlichen Vorstellung befreien‹ war wechselweise von seinen reden berauscht und… ernüchtert (Immermann; L109 Moriz Heyne).