Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
niedlich
mittelhochdeutsch seit dem 12. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer) als Adverb belegt (nietliche ›eifrig‹, altsächs. niudlico), zu ahd. niot ›Eifer, Verlangen‹, wozu ahd. sih nioton, mhd. sich nieten ›sich eifrig mit etwas abgeben‹. Die Verwendung ›zierlich, fein, hübsch, anrührend‹ (schon im 13. Jahrhundert, Ulrich von Etzenbach; L059 DWb) wird ausgegangen sein von der Bedeutung ›Eifer, Lust erweckend‹. Es wird frühneuhochdeutsch auch in bezug auf den Geschmack gebraucht: niedlich [›leckere‹] Speise öfter bei Luther, so auch noch bei Wieland und Musäus. Auch adverbial: aß viel und niedlich, trank den besten Wein (Wieland); entsprechendNiedlichkeit: alle Niedlichkeiten [›Leckerbissen‹], womit im Überfluß der Tisch beladen stand (Wieland). Die Vorstellung der Kleinheit hat sich erst allmählich an das Wort angeschlossen, ähnlich wie an "zierlich". Aus dem Niederdeutschen ins Dänische entlehnt: nydelig.
mittelhochdeutsch seit dem 12. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer) als Adverb belegt (nietliche ›eifrig‹, altsächs. niudlico), zu ahd. niot ›Eifer, Verlangen‹, wozu ahd. sih nioton, mhd. sich nieten ›sich eifrig mit etwas abgeben‹. Die Verwendung ›zierlich, fein, hübsch, anrührend‹ (schon im 13. Jahrhundert, Ulrich von Etzenbach; L059 DWb) wird ausgegangen sein von der Bedeutung ›Eifer, Lust erweckend‹. Es wird frühneuhochdeutsch auch in bezug auf den Geschmack gebraucht: niedlich [›leckere‹] Speise öfter bei Luther, so auch noch bei Wieland und Musäus. Auch adverbial: aß viel und niedlich, trank den besten Wein (Wieland); entsprechendNiedlichkeit: alle Niedlichkeiten [›Leckerbissen‹], womit im Überfluß der Tisch beladen stand (Wieland). Die Vorstellung der Kleinheit hat sich erst allmählich an das Wort angeschlossen, ähnlich wie an "zierlich". Aus dem Niederdeutschen ins Dänische entlehnt: nydelig.