Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Niedertracht
ist eine junge ⇓ "S183" Rückbildung A075 Johann Wolfgang von Goethes (in der so viele Jahre nun geduldeten Niedertracht [›Niedrigkeit‹] nordischer Umgebung Brief vom 27.11.03) zu dem älterenniederträchtig, mhd. nidertrehtic. Dieses ist in der älteren Sprache ›niedrig‹, auch ›demütig‹ oder ›herablassend‹ (noch mundartlich). Es ist ferner im 18. Jahrhundert Gegensatz zu ↑ "erhaben": weder zu hochtrabend noch auch zu niederträchtig schreiben (J.Ch.Günther), du hast niederträchtig vom Hohen geschrieben (Goethe). Außerdem bezeichnet es seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts (L059 DWb) ein auf Niedriges gerichtetes Wesen: sie schalt ihren Neffen aus wegen seiner niederträchtigen Neigung gegen ein gemeines Mädchen(Nicolai). Die gegenwärtige Beschränkung auf sittliche Gemeinheit ist seit Mitte des 18. Jahrhunderts üblich (Geßner; L059 DWb; so auch entsprechend die Bedeutung von Niedertracht, s. oben), diese liegt auch Wendungen zugrunde wie es regnet niederträchtig.
Niederträchtigkeit zunächst ›Demut‹ (1541; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), seit dem 18. Jahrhundert ›Niedrigkeit der Gesinnung‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741): die zuvorkommende Höflichkeit und Geschmeidigkeit des durch französische Nachbarschaft polirten Rheinländers, würde man in… Niedersachsen für… Niederträchtigkeit halten (1796 Knigge, 5Umgang 27).
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